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doch, ich gebe nichts weg. Sie wird mir sonst den Tisch wieder nur
halb decken!“
Wegen des Bundes aber berief sie heimlich Iring zu sich, auf
dessen Rede der König sehr viel gab und bat ihn: „Rate doch meinem
Herrn, daß er kein Bündnis mit den Franken eingehe! Ich will es so.“
Als nun die Fürsten, Grafen, Ritter und Kriegsleute zusammen—
kamen, da zeigte sich: Sie wünschten alle den Bund mit den Franken.
Und sie sagten: „Es wäre gut wegen der Sachsen, die sind unsere
alten Feinde und wollen uns schon lange bekämpfen.“ Aber Iring
erhob sich und sprach: „Ach, wir haben Mannen genug und können
uns der Sachsen allein erwehren. Wollen wir Franken zum Bunde,
müssen wir Thüringer Land als Bundesgeld zahlen. Ich rate: Macht
kein Bündnis!“ Lange stritten die Herren. Endlich siegte der Rat
Irings. Und der fränkische Bote ward gerufen, der sollte dem Franken—
könige diese Antwort bringen:
„Einen Bund mit dir wollen wir nicht. Land kannst du
auch nicht bekommen. Daß wir dir ein Stück von unserem
Lande geben, das fällt uns schon lange nicht ein.“
Als der Bote diese Worte hörte, ward er tief bewegt und sprach:
„Ich möchte lieber meinen Kopf geben, als solche Rede überbringen.
Diese Botschaft tut uns Franken einen Schimpf und macht einen
Flecken auf unsern Schild. Ich sage euch: Dieser Flecken wird mit
vielem Blute der Franken und Thüringer abgewaschen werden.“
4. Die Franken streiten gegen die Thüringer.
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Der Bote ritt mit der schlimmen Botschaft zu den Franken und
brachte sie dem Könige.
Der Frankenkönig vergaß das dem Könige von Thüringen nicht.
In aller Stille sammelte er ein starkes Heer, und an der Spitze dieses
Heeres zog er nach dem Thüringerlande.
Und er sprach zu seinem Heere: „Gedenket des Unrechtes, das
uns widerfahren ist: Unsere Hilfe im Kriege haben sie genommen.
Ihr Versprechen wegen des Landes haben sie nicht gehalten. Unser
Anerbieten wegen des Bundes haben sie nicht angenommen. Euern
König haben sie verhöhnt. Unsere Sache ist gerechter als die ihre!“
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