— 184 —
Da sagte Edmund: „Wenn sie schläft, wie sollte sie denn nicht erwachen?“
So sprach der Knabe. Aber die Multer konnte ihm nicht antworten;
denn sie verhüllte ihr Haupt und verbarg ihre Thränen.
Der Hnabe aber verwunderte sich darüber und sprach: „Mutter, was
b weinst du?·“ —
266. Des Schwesterchens Tod.
Gey)
Die schwarzen Leute haben Doch wenn vom Himmel kommen
mein Schwesterchen begraben die Engelein die frommen,
10 wohl in der Erde tief; da wacht's wohl fröhlich auf;
ich wollt' es munter küssen, dann fliegen sie geschwinde
doch hab' ich's lassen müssen, mit unserm lieben Kinde
weil's gar zu fest noch schlief. zum Himmel hoch hinauf.
Du, meine Mutter, weine
doch um die liebe Kleine
nicht immerfort so sehr.
Der liebe Gott hat droben
gar schön sie aufgehoben,
da sieht sie freundlich zu uns her.
267. Die sieben Schläfer.
GCegende. — Caspari.)
Wenn man schläft, geht einem ja die Zeit fort, man weiß nicht, wo sie
hinkommt. Das haben uns die Väter vorgebildet in dem, was sie erzählen
von den sieben Schläfern, deren gedacht wird den 11. Juli. Das waren
25 sieben Jünglinge zu Ephesus die, als der Kaiser Decius die Christen
aufs grausamste verfolgte und die Stadt mit Morden erfüllte, in die Höhle
eines nahen Berges flohen und daselbst voll Bangens sich verborgen hielten
bis sie endlich alle vor übergroßer Traurigkeit entschliefen. Der Kaiser Decius,
da er etwas davon sagen hörte, ließ einen großen Stein vor die Höhle
30 wälzen — sie aber schliefen und merkten davon nichts. Nach 196 Jahren,
da mittlerweile das römische Reich christlich geworden, wollte ein Bürger
daselbst sich ein Haus bauen und ließ den Stein hinweg nehmen. Da nun
der erste Sonnenstrahl in die Höhle fällt, wachen die sieben auf und beraten
sich, und weil sie sehr hungert, soll einer mit Namen Jamblichus heimlich in
z5 die Stadt gehen, Brot zu kaufen. Da er herauskommt und sich umsieht, ob
kein Verfolger wahrzunehmen, reibt er sich die Augen, denn es komml ihm
die Gegend ganz anders vor, die Leute gehen auf der Straße und den Feldern
ruhig ihrer Arbeit nach, und er meint noch zu träumen. Er kommt an das
Thor, sieht ein großes Kruzifix über demselben, erschrickt und will nicht hinein,
gehet vor ein anderes, allda findet er desgleichen, dazu auf den Türmen
sieht er das Kreuz glänzen. Er gehet wieder zum ersten Thor, gehet hinein
unter die Brotbänke, — es hat sich alles geändert, und in einem Tempel
nebenan hört er singen: Te Deum laudamus, „Herr Gott, dich loben
wir.“ Der Bäcker schaut sein Geld an, will's nicht nehmen und sagt, das
6
20