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Am bestimmt ist, den erreicht das Geschick auch in Friedenszeiten.
Warum sollte das Gluck den Hunnen Sieg auf Sieg über so viele Völker
verliehen haben, wenn es sie nicht auf die Freude dieses Kampfes hätte vor-
bereiten wollen? Ich täusche mich nicht über den Erfolg. Ich selbst werde
zuerst mein Geschoß in die Feinde schleudern. Wer ruhen kann, wenn Attila
kämpft, der ist dem Tode verfallen." Durch solche Worte begeistert, stürzten
ste alle m den Kampf. Es kam zum Handgemenge; ein schrecklicher, gewaltiger
Kampf war es, wie von einem solchen das ganze Altertum nicht zu berichten
weiß. Wer dieses Kampfes Anblick genoß, der hätte nichts Großartigeres
m seinem Leben sehen können. Das Bächlein — wenn man den Erzählungen
der alten Leute glauben darf —, das in flachen Ufern an der Ebene vorbei-
fließt, schwoll von dem Blute der Verwundeten und Getöteten an, es wurde
durch des Blutes Zufluß zu einem reißenden Gießbach. Die Verwundeten
aber tranken, um ihren brennenden Durst zu löschen, das mit Blut vermischte
Wasser. ^
Der König Theodorich wurde, während er ermutigend sein Heer durch-
eilte, vom Pferde herabgeworfen. Unter den Hufen der über ihn hinweg-
stürmenden Rofse seiner Goten hauchte der greise Herrscher sein Leben aus.
Nun trennten sich die Westgoten von den Alanen und drangen auf die Scharen
der Hunnen ein; fast hätten sie Attila getötet, wenn er nicht geflohen wäre
und sich und die Seinen sogleich in das Gehege seines Lagers, das er mit
Wagen umgeben hatte, eingeschlossen hätte. Wie hinfällig "auch diese Wehr
sem mochte, so suchten doch dort diejenigen Fristung ihres Lebens, die vorher
meinten, daß kein fester Wall ihnen widerstehen könnte.
Anderen Tages beleuchtete die aufgehende Sonne das mit den Leichen
der Erschlagenen bedeckte Gefilde. Da die Hunnen keinen neuen Angriff
wagten, schrieben bie Römer und die Westgoten sich den Sieg zu; denn sie
waren überzeugt, daß Attila, wenn er sich nicht für besiegt hielte, sicherlich
nicht das Schlachtfeld geräumt hätte. Aber obgleich er überwunden war,
tat. er doch nicht wie einer, der niedergeworfen ist, sondern unter Waffenlärm
ließ er die Hörner blasen und drohte so mit einem Angriff wie ein Löwe,
der verwundet am Eingänge feiner Höhle auf- und abgeht und nicht wagt,
aufzuspringen, aber unaufhörlich mit Gebrüll seine Feinde schreckt. So ängstigte
der eingeschlossene König feine Besiegen
Goten und Römer waren zu einer Beratung zusammengekommen und
Überlegten, welche Maßregeln man dem besiegten Attila gegenüber ergreifen
sollte. Man kam überein, ihn einzuschließen und durch eine Belagerung aus¬
zuhungern, da er keinen Vorrat an Lebensmitteln hatte. Es schien dieser
Entschluß der beste zu sein, weil der König feine Bogenschützen zwischen den
Karren feiner Wagenburg aufgestellt hatte, von wo aus jene durch einen
Pfeilregen jeden Angriff abzuweisen vermochten. Attila aber soll in dieser
verzweifelten Lage, noch an der Schwelle des Todes voll mutiger Entschlossen¬
heit, sich ans Pferdesätteln einen Scheiterhaufen haben erbauen lassen, um
sich, wenn es den Gegnern gelingen sollte, die Verschanzung zu durchbrechen,
in die Flammen zu stürzen. So sollte niemand die Freude haben, ihm den
tödlichen Streich zu versetzen oder den Herrn über so zahlreiche Völker in
seine Gewalt zu bringen.
Während man die Hunnen umschlossen hielt, durchforschten die West¬
goten das Schlachtfeld nach ihrem Könige, die Söhne nach ihrem Vater.