Full text: Die Heimat (3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

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und viele andere Generäle, und mitten darunter die Bilder irgend 
eines alten Vaters, einer treuen Mutter, einer guten Schwester, einer 
Braut, einer Frau; auch Kinderköpfchen hingen da, denn die armen 
Kranken hatten ja alle ihre Lieben daheim, an denen ihre Herzen 
hingen, und die für sie gebetet hatten und noch betetenn Und sie 
erzählten einander von ihren Lieben und fragten einander nach ihnen 
und lasen sich die Briefe vor, die sie von daheim bekommen, und 
des Plauderns war kein Ende, und die Zeit wurde ihnen nicht lang. 
— Freund und Feind schwatzten zusammen und hatten geleruͤt, sich 
zu verständigen und lehrten einander die eigene Sprache in einzelnen 
Worten. — Und die barmherzige Schwester hatte für jeden ein 
Lächeln und eine freundliche Frage; die Kinder folgten ihr und 
gingen mit heißen Wangen und großen, scheuen Augen von Bett zu 
Bett und teilten ihre kleinen Kuchen aus. Sie legten sie in die 
Hände des Feindes wie des Freundes. „Sie haben ja alle ihre 
Pflicht gethan“, — sagte die barmherzige Schwester sanft, „haben 
gekämpft und gelitten und liegen nun gelähmt und voll Schmerzen 
einer wie der andere.“ 
Endlich war alles verteilt, nur der schöne, rote Apfel noch nicht. 
Wo war denn der Allerärmste unter ihnen? 
Da fielen die suchenden Blicke der Kinder auf einen jungen 
Franzosen, der einsam im entferntesten Winkel saß. Er schien wohl 
der Gesündeste von ihnen allen, denn er konnte sich frei bewegen 
und trug keinerlei Verband mehr, aber sein Gesicht war doch so 
traurig und blaß wie kein anderes. 
„Was fehlt ihm?“ fragten leise die Kinder. 
„Er ist geheilt und wird morgen entlassen und darf in seine 
Heimat zurückkehren.“ 
„Wie kann er da so traurig aussehen?“ 
„Weil er daheim niemand findet, der sich auf ihn freut und 
nach ihm sehnt“, antwortete die barmherzige Schwester. „Vater und 
Mutter starben, während er im Kriege war, und er hat weder Bruder 
noch Schwester, keinen, der für ihn betet und ihn erwartet.“ 
Und ohne ein Wörtchen zu sagen, schauten sich die Geschwister 
an, gingen hin zu dem Einsamen und legten den roten Apfel in 
seine Hände. „Wir wollen für dich beten“, sagten sie. — Der Aller— 
ärmste war gefunden. — 
Da hat denn die barmherzige Schwester jenen fremden, trau— 
rigen Mann zum ersten und einzigen Male lächeln sehen. 
Elise Polko. 
218. Vom Kronprinzen von Preußen. 
Es war im Juli des Jahres 1865. In der Promenade des 
Bades zu Karlsbad in Böhmen schritten die Badegäste, die sich hier 
Genesung suchen wollten, auf und ab und lauschten der Musik, die
	        
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