Full text: Die Heimat (3 = 4. Schuljahr, [Schülerband])

— 
ich laufe dem Müller zum Hause 
und treibe das Rädlein mit Brause.“ 
4. Da sprach der Wein: „Ich bin so fein, 
man schenkt mich in Gläsern und Becherlein 
und trinkt mich süß und sauer, 
der Herr gleichwie der Bauer.“ 
5. Da sprach das Wasser: „Ich bin so fein, 
man trägt mich in die Küche hinein, 
man braucht mich die ganzen Wochen 
zum Waschen, zum Backen, zum Kochen.“ 
6. Da sprach der Wein: „Ich bin so fein, 
man trägt mich in die Schlacht hinein 
zu Königen und auch Fürsten, 
daß sie nicht mögen verdürsten.“ 
7. Da sprach das Wasser: „Ich bin so fein, 
man gießt mich in die Flamm hinein, 
mit Spritz; und Eimer man rennet, 
daß Schloß und Haus nicht verbrennet.“ 
8. Da sprach der Wein: „Ich bin so fein, 
ich spring' aus Marmorbrünnelein, 
wenn sie den Kaiser krönen 
zu Frankfurt wohl auf dem Römer.“ 
9. Da sprach das Wasser: „Ich bin so fein, 
es geh'n die Schiffe groß und klein, 
Sonn', Mond auf meinen Straßen, 
die Erd' thu ich umfassen.“ 
10. Da sprach der Wein: „Ich bin so fein, 
man pflanzt mich in die Gärten hinein, 
da laß ich mich hacken und hauen 
von Männern und schönen Jungfrauen.“ 
11. Da sprach das Wasser: „Ich bin so fein, 
ich laufe dir über die Wurzel hinein, 
wär ich nicht an dich geronnen, 
du hättest nicht können kommen.“ 
12. Da sprach der Wein: „Nun, du hast recht, 
du bist der Meister, ich bin der Knecht; 
das Recht will ich dir lassen, 
geh' du nur deiner Straßen.“ 
13. Das Wasser noch sprach: „Hätt st du mich nicht erkannt, 
du wär'st sogleich an der Sonn verbraunt!“ 
Sie wollten noch länger so streiten — 
da mischte der Gastwirt die beiden. 
Des Knaben Wunderhorn.
	        
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