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tragen und schieben dasselbe bis zu der ausgesuchten Stelle. Um
zu sehen, was sie wohl beginnen würden, steckte man einen toten
Frosch auf ein Rütchen, und dies befestigte man in der Erde. Die
Totengräber wußten sich zu helfen. Emsig wühlten sie die Erde
nter der Rute hinweg, bis diese fiel und sich das Tier auf ebener
Erde befand.
Haben sie den Leichnam nun völlig eingesenkt, so kriechen sie
auf denselben und legen ihre Eier hinein. Ihre Mbeit ist vollendet.
Sie breiten ihre Flügel aus und fliegen weiter. Die großen Fleisch—
ind Schmeißfliegen, die so gewaltig summen und so schön stahlblau
glänzen, kommen auch herbei und legen ihre Eier ins begrabene Tier.
Nus allen diesen kleinen Eiern entstehen nach wenig Stunden weiße
Maden, die mit großer Gier das Fleisch der toten Maus verzehren,
so daß nach kurzer Zeit nichts übrig ist als die Haut und die ab—
genagien Knochen. VDann kriechen die groß gewordenen Maden in
die Erde, verpuppen sich hier, und im nächsten Jahre kommen neue
Fliegen und neue Totengräberkäfer aus der Erde, die das Geschäft
hrer Eltern wieder treiben. So wie die Menschen von den Tieren,
die sie ziehen, von Kühen, Schafen und Schweinen, alles zu benutzen
fuchen, daß nichts umkommt, so hat der liebe Gott in seinem großen
Haushalte der Natur es so geordnet, daß selbst das tote Tier nicht
uͤnbenutzt bleibt, daß die tote Maus noch verwendet wird, um neue
Käfer uͤnd neue Fliegen daraus zu formen, die ihrerseits wiederum
so vielen Vögeln zur Speise dienen. S8. Wagner.
46. Die Schnecke.
Zwei Schnecken kamen einst in Streit.
Warum? Das läßt sich niemand träumen.
Denkt, um den Preis der Schnelligkeit.
So wahr ist es, daß Stolz und Neid
auch in den trägsten Seelen keimen.
Zum Kampfgericht erwählte man
drei bied're Frösche; diese steckten
die Rennbahn ab, und als sie quäkten,
so hob das Schneckenpaar den Wettlauf an.
Es hatte sich auf seiner Bahn
schon lange mühsam fortgewunden
und dennoch in zwei langen Stunden
zwei Spannen kaum zurückgelegt.
Die Richter saßen unbewegt
und gähnten, müd' vom langen Harren.
„Nein, das ist nicht mehr auszusteh'n!“
erscholl der Richterspruch. „Ihr Narren,
sernt eh' ihr laufen wollt, erst geh'n!“
Pfeffel.
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