Full text: [Klasse 3, [Schülerband]] (Klasse 3, [Schülerband])

27 — 
ich mache mir aus dem Kuhfleisch nicht viel, es ist mir nicht saftig 
genug. Ja, wer so ein junges Schwein hätte! Das schmeckt 
anders, dabei noch die Würste!“ — „Hört, Hans,“ sprach der 
Schlachter, „euch zu Liebe will ich tauschen und will euch das 
Schwein für die Kuh lassen.“ — „Schönen Dank für eure Freund⸗ 
schaft!“ sprach Hans, übergab ihm die Kuh, ließ sich das Schwein— 
chen vom Karren losmachen und den Slaick, daranees gebunden 
war, in die Hand geben. 
Hans zog weiter und überdachte, wie ihm doch alles nach 
Wunsch ginge. Begegnete ihm ja einmal eine Verdrießlichkeit, so 
wurde sie auch gleich wieder gut gemacht. Es gesellte sich 
danach ein Bursche zu ihm, der trug eine schöne weiße Gans 
unter dem Arm. Sie boten einander die Zeit, und Hans fing an, 
von seinem Glück zu erzählen, und wie er nnen so vorteilhaft ge— 
tauscht hätte. Der Bursche sagte ihm, daß er die Gans zu einem 
Kindtaufsschmause brächte. „Hebt einmal,“ fuhr er fort und packte 
sie bei den Flügeln, „vwie schwer sie ist! Die ist aber auch acht 
Wochen lang genudelt worden.⸗ — „Ja,“ sprach Hans, und wog 
sie mit der äinen Hand, „die hat ihr Gewicht, aber mein Schwein 
ist auch keine Sau!“ Indessen sah sich der Bursche nach allen 
Seiten ganz bedenklich um, schüttelte auch wohl mit dem Kopfe. 
„Hört,“ fing er darauf an, „mit eurem Schweine mag's doch nicht 
ganz richtig sein. In dem Dorfe, durch das ich gekommen bin, ist 
eben dem Schulzen eins aus dem Stalle gestohlen worden. Ich 
fürchte, ich fürchte, ihr habt's da an der Hand! Sie haben Leute 
ausgeschickt, und es wäre ein schlimmer Handel, wenn sie euch mit 
dem Schweine erwischten. Das Geringsie ist, daß ihr ins finstre 
Loch gesteckt werdet Dem guten Hans ward bange. „Lieber 
Freund!“ sprach er, „helft mir aus der Not! Ihr wißt hier her— 
um besser Bescheid, ehmt mein Schwein da und laßt mir eure 
Gans!“ — „Ich muß schon etwas aufs Spiel setzen,“ antwortete 
der Bursche, „aber ich will doch nicht die Schuld haben, daß ihr 
ins Unglück geratet.“ Er nahm also das Seil in die Hand und 
trieb das Schwein schnell auf einem Seitenwege fort. Der gute 
Hans aber ging, seiner Sorgen entledigt, mit der Gans unter dem 
Arme seiner Heimat zu. „Wenn ich's recht überlege,“ sprach er 
bei sich selbst, „habe ich noch Vorteil bei dem Tausche, erstlich den 
guten Braten, hernach die Menge von Fett, die herausträufeln 
wird, das giebt Gänsefettbrot auf ein Vierteljahr, und endlich die 
schönen, welßen Federn, die lasse ich mir in mein Kopfkissen stopfen, 
und darauf will ich wohl ungewiegt einschlafen. Was wird meine 
Mutter für eine Freude haben!“
	        
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