167
3. Die Buben haben alle Kappen das ist ihr Schild und auch
ihr Wappen. Das Wappen prägt das Sprüchlein ein: „Ihr Buben
i blosch höflich sein!“
Frledrich Guͤll. Kinderheimat in Liedern. 1. Gabe. 4. Aufl. Gutersloh o. J. S. 9. EGekürzt.)
339. Der Abend (c.
Es wird Abend; die Sonne sinkt an den Rand des Himmels; die
Wolken in ihrer Nähe fürben fich rot. Die Hitze hat aufgehört, es weht
ein kühles Luftchen; Iber damn Wasser erhebt sich Nebel; das Gras wird
bon dan Taue befeuchtet. In der Quit spielen Mücken in zahllosen
Schwärmen; die Vögel in den Buschen singen ihr letztes Lied; die Bienen
kehren zu ihren Slhcken zurück, und alle schicken sich an zu schlafen.
Aslo munterer quaken die Frösche in den Pfutzen; die Maikäfer schwirren;
Fledermäuse flattern umher, und Glühwürmchen leuchten in der Dämme⸗
ung. Die Arbeiter sind von dem Felde uruckgekehrt und die Viehherden
Hn der Weide. Alles ist Nude und sehnt sich nach Ruhe. Aber Men⸗
schen und Tiere sind auch hungrig und Harien auf ihr Äbendbrot. Die
auchenden Schornsteine Ind die heimkehrenden Wagen mit Futter zeigen,
daß dafür gesorgt bird. Bald werden alle satt sein und sich dem Schlafe
überlassen.
Wilhelm Curtman. Lesebuch für die Stufe der Anschauung. 5. Aufl. Gießen 1867. S. 11.
340. Der Sandmann 66.)
Zwei feine Stieflein hab' ich an, mit wunderweichen Söhlchen
dran; in Saͤcklein hab ich hinten auf, huͤsch! trippl ich rafch die Trepp
hinauf. Und wenn ich in die Stube tret die Ander beten das Abend⸗
gebet — von Neinen Sand zwei Körnelein streu ich auf ihre Äugelein;
den frommen Kindern soll gar schön ein froher Traum voruber gehn. Nun
risch und rasch mit Sack und Stab nur Nieder jetzt die Trepp hinab,
ich kann nicht länger mußig stehn, ich muß noch heut' zu vielen gehn
Da nicken sie schon und lachen im Danm, und öffnete doch mein Säck⸗
lein kaum. Hermann Kletke. Gedichte. Berlin 1875. S 56.
341. Gespensterfurcht. (.)
Karoline,“ sagte eines Abends die Mutter zu ihrer Tochter, „gehe
doch einmal in die Küche Und hole mir den zinnernen Teller, welcher
gleich vorn auf dem Tische steht!“ Karoline stand auf und ging hinaus
Vald aber kam sie wieder ohne den Teller und mit leichenblaffem Gesichte
Kind,“ rief ihr die Mutter entgegen: „was fehlt dir denn?“ „Ach
Mutter,“ antwortete Karolme stammelnd, „in der Kuche ist ein Geist, ein
weißes Gespenst!“ Die Mutter ergriff sogleich ein Licht und sagte
lachend: „Komm, thörichtes, furchtsames Mãdchen, wir wollen das Ge⸗
peais fangen. Vo ist es denn?“ Ziuernd zeigte Karoline in eine Ecke.
Jetzt ging die Mutter darauf zu und fand weiter nichts als ein reines
Kuchenhandtuch, auf welches der Mond schien. Das Tuch hatte sich be⸗
wegt, aͤls das furchtsame Madchen die Thür öffnete.