5. Dann muss ich hin zur Bleicherin,
begiessen dort ihr Tuch,
bis dass es rein und weiss mag sein.
Hab' ich nicht Muh genug?
Leb wobl mein Kind! ich muss geschwind
jetzt an die Arbeit gehbn;
zum Meer ist's weit, hab keine Zeit,
bei dir hier lang zu stehn.“
G. Ohr. Dieffenbach.
69. Großes Geheimnis.
Es sitzt ein Knab' am Bach Zum Glücke war der Bach
und sieht den Wellen nach. ganz hell und klar und flach;
Sie sprudeln und sie rauschen; schnell sprang der Knab' heraus
er denkt: Ich muß doch lauschen, und sah ganz lustig aus.
was all' die Wellen plaudern.“ Und als ich ihn gefragt,
Und's Knäblein, ohne Zaudern, was ihm der Bach gesagt,
es bückt sich zu dem Quellchen. sprach er nach kurzem Zaudern:
Da kommt ganz flink ein Wellchen „Ihr dürft es keinem plaudern!
gesprudelt und gerauscht. — Ein groß Geheimnis ist,
Was hat es da gelauscht! was er mir sagte, wißt;
Doch kann es nichts verstehen, er sagte: — Wißt ihr was?
und eh' es sich's versehen, „„Das Wasser, das macht
bückt es sich tiefer hin — naß!““
und liegt im Wasser drin. R. Reinick.
70. Das Rotkäppchen.
1. Wie Rotkäppchen zur Großmutter geschickt wird.
Es war einmal eine kleine süße Dirne, die hatte jeder—
mann lieb, der sie nur ansah, am allerliebsten aber ihre
Großmutter; die wußte gar nicht, was sie alles dem Kinde
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