Full text: Lesebuch für das zweite Schuljahr

76 — 
O weh, schon kommt ein warmer Hauch, 
der nimmt mir fort auch meinen Bauch. 
Bald gehtis beim Sonnenscheine 
mir gar auch an die Beino. 
Wie kann ich dann noch stehen? 
Ich muss, ich muss zergehen! 
Ach, war' ich armer schlucker 
doch wenigstens von Zucker, 
dass dann ein gutes Kindechen kam' 
und mieh zu sioh nach Hause nahm'!“ 
R. Lõwenstein. GGekũrat.) 
95. Frau Holle. 
1. Wie Frau Holle den Fleiß belohnt. 
Eine Witwe hatte zwei Töchter. Von diesen war die 
eine schön und faul, die andere häßlich und fleißig. Sie 
hatte aber die schöne und faule viel lieber, und die andere 
mußte alle Arbeit thun und der Aschenputtel im Hause 
sein. Einmal war das fleißige Mädchen hingegangen, 
Wasser zu holen; und als es sich bückte und den Eimer 
aus dem Brunnen ziehen wollte, bekam es das Übergewicht 
und fiel hinein. Es verlor die Besinnung; und als es 
erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer 
schönen Wiese. Da schien die Sonne und waren viele 
tausend Blumen. 
Auf der Wiese ging es fort und kam zu einem Back— 
ofen, der war voll Brot. Das Brot aber rief: „Ach, zieh 
mich heraus, zieh mich heraus, sonst verbrenn' ichl“ Da 
trat es hinzu und holte mit dem Brotschieber alles nach— 
einander heraus. Danach ging es weiter und kam zu 
einem Baume, der hing voll Apfel und rief ihm zu: „Ach, 
schüttle mich, schüttle mich! Meine Apfel sind alle mit— 
einander reif.“ Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel 
fielen, als wenn sie hernieder regneten, und schüttelte so
	        
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