125
Der Abschied wurde allen schwer. Da fingen gerade
die Glocken an zu läuten. Sie verkündeten einen großen
Sieg. Belgrad war erobert. Vater sagte: „Seht, das ist ein
gutes Zeichen. Vir kommen dem kFrieden näher; dann
kehre ich wieder heim und bleibe immer bei euch.“
93. Feldpostbrief eines Lehrers aus Galizien.
Meine lieben lungenl!
Ihr wollt wonhl Eurem Lehrer das Leben ordentlich
suß machen? Das ist ja recht schön von Euch, und ich
habe mich sehr über Euch, Eure Gaben, Briefe und Karten
gefreut. leh habe aber gedacht: Das ist ja rein zu viel.
Wenn ich nur alle meine lieben Jungen bei mir hätte, daß
sie mit mir von den vielen Süßigkeiten naschen könnten,
die Eure Liebe mir beschert hat. Das sollte eine Mahlzeit
werden! Ich würde feine Eierkuchen backen, und der eine
waãre mit Stachelbeeren, der andere mit Aprikosen, der dritte
mit Kirschen und der vierte gar mit Erdbeeren gefüllt!“
Da sehe und höre ich Euch lachen. Ihr denkt: „Unser
Lehrer, ha ñù ha —ha! der macht Spaß. Einen Eierkuchen
backen — das kann er nieht.“ Da seid Ihr aber im Irrtum.
lIm kriege lernt man alles, auch das Eierkuchenbacken.
Darum will ich Euch erzählen, wie Euer Lehrer als Soldat
im Lande Galizien auf den Markt geht, um Eier zum Eier-
kuchen einzukaufen, und Ihr sollt hören, wie es überhaupt
auf einem galizischen Markt aussieht.
Die Stadt, wo wir jetzt mehrere Vochen im Quartier
gelegen haben, ist keine Großstadt wie Berlin; sie hat etwa
zehntausend Einwohner. VWie erstaunte ich aber, als ich zum
erstenmal den Marktplatz sanl Er heibt fast in jeder Stadt
hier Rynak, d. i. Ring, und ist erstaunlich grob. In der Mitte
stehen ein paar Bäume, und an einer Seite ragt eine Sãule
mit einer Heiligenßgur. An jedem Dienstag und kreitag
morgen nahm ich nun das leere Kochgeschirr — da sollen
die Eier hinein — und vwanderte nach dem Ring. Ach, welch
ein Bild! Da hätte ich immer hundert Augen haben mögen,
um alles sehen und merken zu können. Ihr kennt wohl