12 Kleist verzichtet auf den Dienst beim König
scheu Schafe auf den Sand der Mark triebe und der König von Preußen
die [einigen in Ungarn weiden ließe, was würde da nicht die Welt ge¬
winnen.
4. Heinrich von Kleist verzichtet auf den Dienst am Königl. fjofc.1
. , 1tr Berlin, d. 25. Nov. 1800.
Liebe Ulrike.
. . . 3ch fühle mich zu ungeschickt, mir ein Rmt zu erwerben, zu
ungeschickt, es zu führen und am Ende verachte ich den ganzen Bettel
von Glück, zu dem es führt.
stls ich diesmal in Potsdam war, waren zwar die Prinzen, besonders
der jüngere, sehr freundlich gegen mich, aber der König war es nicht
— und wenn er meiner nicht bedarf, so bedarf ich seiner noch weit we¬
niger. Denn mir möchte es nicht schwer werden, einen anderen König
zu finden, ihm aber, sich andere Untertanen aufzusuchen.
Km Hofe teilt man die Menschen ein, wie ehemals die Chemiker die
Metalle, nämlich in solche, die sich dehnen und strecken lassen, und in
solche, die dies nicht tun. — Die ersten werden dann fleißig mit dem
Hammer der Willkür geklopft, die andern aber, wie die Halbmetalle,
als unbrauchbar verworfen. ... ^ c ,
Dein treuer Bruder Heinrich.
IV. Erwachtes nationales Empfinden.
1- „Weht Vaterland" (Klopftotf).2
• • • ’ 3ch feh’ ein sanftes Lächeln,
Ich halt' es länger nicht aus! Ich muß ?as schnell bas herz mir entlastet;
die Laute nehmen fm9 es mit dankendem Freuderuf
fliegen den kühnen Slug, * ' . f ^ dem Widerhall,
reden, kann es nicht mehr verschweigen, ° dieses Lächeln mir ward.
was in der Seele mir glüht! Früh hab' ich dir mich geweiht. Schon
da mein herz
© schone mein! Dir ist dein Raupt den ersten Schlag der (Ehrbegierbe schlug,
umkränzt erkor ich, unter benLanzen unbharnifchen
mit tausendjährigem Ruhm; du hebst den Heinrich, deinen Befreier, zu fingen.
Tritt der Unsterblichen Allein ich sah die höhere Bahn4
und gehest hoch vor vielen Landen her; und, entflammt von mehr denn nur
o schone mein! Ich liebe dich, mein (Ehrbegier,
Vaterland! zog ich weit sie vor. Sie führet hinauf
zu dem vaterlande des ITtenfchenge*
ctch, sie sinkt mir, ich hab’ es gewagt! fchlechts.
(Es bebt mir die Hand die Saiten herunter; Noch geh' ich sie, und wenn ich auf ihr
schone, schone! wie wehet dein heiliger des Sterblichen Bürden erliege,
Kranz, so wend' ich mich seitwärts und nehme
wie gehst du den Gang der Unfterb« bes Barben Telyn °
• liehen baher! uitb fing’, o üaterlanb, bich bir!
1 Briefe H. v. Kleists an feine Schwester Ulrike, in ber Kleist-Bibliothek her»
ausgeg. von S. Rahmer. Bd. I. Kleists Briefe. Behr, Berlin 1905. S. 51.
2,®be Klopftocfs aus bem Jahre 1768, in feinen fämtl. Werken. Göschen,
Leipzig 1854. Bb. IV S. 213 ff. 8 Die ersten brei Strophen finb weggelassen.
4 (Er bichtete ben Messias. 6 Leier.