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191. Unerschrockenheit des Koönigs Wilhelm J.
3. Da ruft der Hauptmann kräftig: Halt!
Und wie nur das Kommando schallt,
so hält die ganze Kompanie, —
wie eine Mauer stehet sie.
„Legt ans Gewehr!“ — der Hauptmann schreit; —
und hurtig alles ist bereit.
„Gebt Feu'r!“ — Heil wie das schallt und knallt,
daß es im Walde wiederhallt:
Puff! Puff! Piff-Paff ⸗Puffl
Puff! Piff! Puff! —
191. Unerschroclenheit des Königs Wilhelm J.
Am 3. Juli 1866 führte König Wilhelm bei Königgrätßz
seine Soldaten selbst in den blutigen Kampf. Er achtete gar nicht
darauf, daß Kanonenkugeln dicht neben ihm vorüber flogen und in
die Erde einschlugen. Plötzlich saust eine Granate heran und tötet
einige Soldaten in der Nähe des Königs. Der König hatte seinen
Blick auf die Schlachtreihen gerichtet und merkte gar nicht, wie
sein Leben bedroht war. Keiner seiner Begleiter wagte es, ihn
zu bitten, daß er sich nicht so der Gefahr aussetze. Nur einer
faßte endlich den Mut. Es war der Graf Bismarck, des
Königs erster Ratgeber und Minister. Er ritt an den König
heran und sagte: „Ich bitte Ew. Majestät, Ihr Leben nicht in
Gefahr zu bringen.“ Der König sagte mit freundlichem Ernst:
„Sie haben recht gethan. Aber wie kann ich davon reiten, wenn
meine Armee im Feuer steht? Bei diesen Braven ist mein Platz.
Ich weiß, wohin ein König von Preußen gehört.“
Es war um 1 Uhr mittags geworden. Der König hatte noch
nichts gegessen. Er fragte seine Umgebung, ob ihm niemand etwas
Brot geben könne. Aber seine Diener hatten nur etwas Wein.
Da bemerkte der König, daß ein Soldat, der in der Nähe stand,
aus einem Kasten ein Stück grobes Brot herausnahm. Er sagte
zu seinem Reitknechte: „Geh' einmal hin und frage den Mann, ob
er mir ein Stückchen Brot ablassen kann.“ Der Soldat war glück—
lich, seinem Könige etwas geben zu dürfen. Dieser ließ sich das
trockne Brot gut schmecken. Dazu nahm er einen Schluck Wein,
welchen ihm ein Diener reichte.