H. Sonntag und Feiertag. 115
Als nun der Weihnachtsabend kam, wurde Karoline reich beschenkt.
Sie jubelte und tanzte und freute sich; aber in ihrer Freude dachte
sie doch an Minchen, die jetzt zu Hause gewiß recht betrübt war. Sie
fiel ihrer Mutter um den Hals und sagte: „Liebes Mütterchen, das
Christkindchen hat mir heute so viele schöne Sachen geschenkt, mehr als
ich erwartete. Ich danke dir herzlich dafür. Aber nun habe ich noch
eine große Bitte. Minchen sagte mir gestern, ihr Vater wäre so arm
und könnte ihr nichts geben; erlaubst du mir wohl, daß ich ihr von
meinen vielen Geschenken etwas hinübertrage, damit sie sich auch ein wenig
freuen kann?“
„Gern, recht von Herzen gern erlaube ich es dir,“ sagte die Mutter
und küßte das gute Kind. „Suche dir aus, was du willst, und schenke
es Minchen!“
Da nahm Karoline ein wunderschönes Kleidchen und eine niedliche
Mütze, legte beides in einen Korb, tat noch Nüsse, Äpfel und Honig—
kuchen dazu und trug es selber Minchen hin. Ach, da hättet ihr die
Freude sehen sollen, die Minchen hatte! Sie war ganz unbeschreiblich.
Karoline aber ging fröhlichen Herzens nach Hause und war noch nie so
glücklich gewesen wie heute. Eriedr. Hofmann.
203. UNeujahr.
1. Ein neues Jahr hat angefangen,
der liebe Gott hat's uns geschenkt.
Viel hundert Jahr sind hingegangen,
seit er an seine Menschen denkt.
2. Er hört nicht auf, für uns zu sorgen,
und wird nicht müde, was er tut,
und weckt und stärkt uns alle Morgen
und gibt so viel und ist so gut.
3. Er sieht auch heut' vom Bimmel nieder
auf mich und jedes kleine Kind
und hilft auch dieses Jahr uns wieder,
solang' wir gut und folgsam sind.
. Du, lieber Gott, kannst alles machen;
willst du mich machen treu und gut,
willst du mich dieses Jahr bewachen,
daß nie dein Kind was Böses tut? wilh. Hey.
Zwõölf Monat' hat das Jahr, und wieviel Tage gar! Da mußt
du tüchtig zählen, wenn keiner soll dran feklen. Nun merke, liebes
8