Haustiere
22. Das Mäuslein in der Küche.
Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! Es
ist nichts sicher in Küch' und Keller, nicht in der Schüssel, nicht auf dem
Tellere Wo was riecht, da ist es; wo was liegt, da frißt es; wo
ein Braten dampft, kommt das Mäuslein und mampft, ist vor nichts
mehr bang‘. In den Küchenschrank hat es gebissen ein Loch. Koch,
fang mir das Mauslein doch und jag es wieder aus dem Haus in das
freie Feld hinaus!“
Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein!
Bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut' nacht! Mach auch
kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch! Sonst wirst du gefangen
und aufgehangen.“
Der Koch aber deckt zu alle Schüsseln und stellt auf die Falle hinten
im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu, geht und legt
sich zur Ruh'. Das Mäuslein aber ist ruhig und denkt: „Was er sagt,
das lu' ich.“
Aber es hat nicht lang' gedauert, so kommt das Mäuslein schon
und lauert und spricht: „Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß, ob's
was tutl Nur ein wenig möcht ich beißen, nur ein wenig möcht' ich
speisen. Einmal ist keinmal.“
So spricht fein Mäuslein und schleicht, bis es die Falle erreicht;
duckt sich und buckt sich, schmiegt sich und biegt sich, ringelt das
Schwäuzlein wie ein Kränzlein, setzt sich ins Eck und ergötzt sich am
Speck, reißt, beißt und speist. Platschl tut's einen Knall, und — zu
ist die Fall Das Mäuslein zittert vor Schrecken und möcht' sich ver—
stecken Aber wo es will hinaus, ist zugesperrt das Haus. Es pfeift
und zappelt, es kneift und krabbelt. überall ist ein Gitter, und das ist
bitter überall ist ein Draht, und das ist schad'. Leider, leider kann's
Mãäuslein nimmer weiter; wär's nur gewesen gescheiter!
Unterdessen wird es Morgen. Da kommt die Köchin und will be—
sorgen den Kaffee oder den Tee. Da sieht sie, was vorgegangen,
und wie das Mäuslein ist gefangen. Ganz sacht schleicht sie hin und
lacht: „Haben wir endlich erhascht das Mäuslein, das immer genascht?
Siehst du? Einmal ist nicht keinmal! Wärst du geblieben in deinem
Loch', gefangen hätte dich nicht der Koch.“ Lriedr. Gül.
23. Die Kuh.
Der Rumpf der Kuh ist dick und plump. Vom Kinn an bis zwischen
die Vorderbeine hängt die schlaffe Wamme. Der Kopf trägt runde, ge—
bogene Hörner. An den Füßen hat sie gespaltene Hufe. Wenn die Kuh
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