Full text: Für die Unterstufe beider Konfessionen (Teil 1, [Schülerband])

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125. Die Ostereier der Kaiserin. 
Als unsre Kaiserin Auguste Viktoria noch als Prinzessin Wilhelm 
zu Potsdam lebte, machte sie häufig persönlich Einkäufe in den Lden 
der Stadt. An einem Sonnabend vor Ostern kam sie in ein Ge— 
schäftslokal in der Nauener Straße. Da ihr Wagen vor der Tür hielt, 
so sammelte sich bald eine Schar kleiner Knaben und Mädchen, die ver— 
stohlene Blicke in den Laden warfen, um die Frau Prinzessin zu sehen. 
Das bemerkte die hohe Frau. Bald trat sie aus der Tür mit einer 
großen Tüte voll Ostereier und begann den Inhalt an die freudig 
überraschten Kinder zu verteilen. Als sie das letzte Ei ausgegeben 
hatte und nun lächelnd fragte: „Wer hat noch kein Ei?“, da streckte 
sich eine Menge kleiner Arme aus, und eine zweite Tüte ward auch 
noch leer. Die so freundlich beschenkten Kinder eilten glückstrahlend 
zu ihren Eltern und erzählten von der gütigen Geberin; die Oster— 
eier aber werden als teure Andenken noch heute aufbewahrt. 
Heinrich Fechner. 
126. Unsre Kaiserin und die Waschfrau. 
In Potsdam wohnte eine arme Waschfrau. Sie wurde schwer krank. 
In ihrer Not bat sie die damalige Frau Prinzessin Wilhelm um Hilfe; 
denn sie hatte von ihrer Güte viel sprechen und erzählen hören. 
Wenige Tage später suchten eine Dame und ein Herr das Haus 
der Kranken auf und begaben sich zu ihr. Die Waschfrau lag in 
ihrem armseligen Bette, mit dem Gesichte der Wand zugewendet. 
Deshalb bemerkte sie die Eintretenden nicht. Da trat der Herr nahe 
zu ihr und sagte: „Wenden Sie sich um! Die Frau Prinzessin Wilhelm 
ist hier; sie will sich erkundigen, wie es Ihnen geht.“ Hierauf sprach 
die Prinzessin freundlich mit ihr und gewährte ihr eine reichliche 
Unterstützung. Nach L. Cyranka. 
127. Mein Vaterland. 
Dem Land, wo meine Wiege stand, 
ist doch kein andres gleich; 
es Ast mein liebes Vaterland 
onn heißt — das Deutsche Reich. Julius Sturm. 
Druck von Breitkopf & Härtel in Leipzig. 
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