Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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voll Gold. Dann fragte er den Hirten, welchen Lohn er begehre. 
Dieser antwortete: „Keinen.“ Da brach der Kaiser den Fuß von 
einem Handfaß, reichte ihn dem Jüngling hin und sprach: „Nimm 
das und gehe; sage auch denen droben auf der Erde, daß, wenn 
die Zeit sich erfüllt hat, der Herr uns erlösen wird aus diesem 
Bann; dann soll das Deutsche Reich frei und mächtig werden.“ 
Der Hirt kam hinauf, und der Berg tat sich zu. Der Fuß des 
Handfasses aber war von lauterem Golde. 
337. Ludwig der Springer. 
Graf Ludwig von Thüringen war in mancherlei Feindschaften 
und Kriege verwickelt. Endlich gelang es seinen Feinden, ihn ge— 
fangen zu nehmen. „Nun wollen wir Ruhe vor ihm haben,“ sagten 
sie und warfen ihn in den Turm eines festen Schlosses, das fast 
ringsum von der Saale umflossen ist. Da saß nun der Graf und 
schaute bald nach dem Himmel, bald nach den fernen Gebirgen, 
bald nach der Tiefe, wo der Fluß rauschte. Wenn er dachte, er 
müsse Jahre, vielleicht sein Leben lang, hier schmachten und dürfe 
nie seine Gemahlin und seine Kinder wiedersehen, dann wurde es 
ihm so schwer ums Herz, daß er lieber gestorben wäre. 
Eines Tages sah er einen Nachen unten fahren. Da dachte 
er bei sich: Der könnte dich wohl retten, wenn du einmal unten 
wärest, und es kam ihm vor, als spräche eine Stimme: „Wer wagt, 
gewinnt.“ Und kühn tat er den gräßlichen Sprung aus dem Fenster 
des Schlosses in die Saale. Gott beschützte ihn; er kam wohl— 
behalten in das Wasser, tauchte unter und wieder auf und rief den 
Schiffer an, daß er ihn rette. Der brachte den Grafen in Sicher— 
heit. Von dieser Zeit an hieß Ludwig in ganz Deutschland der 
Springer. Zum Gedächtnis seiner Rettung baute er ein Kloster 
und das berühmte Schloß Wartburg. Von ihm stammten die Land— 
grafen von Thüringen und Hessen. 
338. Unsere Provinz. 
Nach der Beendigung des Krieges von 1866 wurden die Ge— 
biete des früheren Kurfürstentums Hessen, des Herzogtums Nassau 
und der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main vereinigt und bilden 
seitdem unsere Heimatprovinz Hessen-Nassau. An Einwohnerzahl 
steht Hessen-Nassau zwar fast allen andern preußischen Provinzen 
nach und an Flächeninhalt gar an letzter Stelle, aber reiche Städte, 
gesegnete Fluren und eine Fülle von Naturschönheiten machen es 
zu einem Edelstein in der Krone Preußens. 
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