Full text: Lesebuch für die Mittelklassen katholischer Volksschulen

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67. Das Gewitter. 
* Christoph von Schmid. 
Franz, ein Knabe aus der Stadt, hatte im Walde Himbeeren 
gepflückt. Als er wieder nach Hause gehen wollte, erhob sich ein 
Sturmwind; es fing an zu regnen, zu blitzen und zu donnern. 
Franz fürchtete sich sehr und kroch in eine hohle Eiche unweit des 
Weges; denn er wußte nicht, daß der Blitz gern in hohe Bäume 
schlägt. 
Auf einmal hörte er eine Stimme, welche rief: „Franz, 
Franz, komm, o komm doch geschwind hervor!“ Franz kroch aus 
dem hohlen Baume hervor. Beinahe in ebendem Augenblicke schlug 
der Blitz in den Baum, und der Donner krachte fürchterlich. Die 
Erde bebte unter dem erschrockenen Knaben, und es war ihm, als 
stehe er ganz im Feuer. Doch war ihm kein Leid geschehen, und 
er sagte und betete mit aufgehobenen Händen: „Diese Slimme kam 
vom Himmel! Du, du lieber Gott, hast mich gerettet! Dir sei 
Dank!“ 
Die Stimme rief aber noch einmal: „Franz, Franz, hörst du 
mich denn nicht?“ Und jetzt erst wurde er eine Bäuerin gewahr, 
die so rief. Franz eilte auf sie zu und sprach: „Da bin ich! Was 
wollt Ihr von mir?“ Die Bäuerin aber antwortete: „Dich habe 
ich nicht gemeint, sondern meinen kleinen Franz, der dort am 
Bache die Gänse gehütet hat und sich hier herum vor dem Wetter 
versteckt haben muß. Sieh, da kommt er endlich aus dem Gebüsche 
hervor!“ 
Franz, der Stadtknabe, erzählte jetzt, wie er die unbekannte 
Stimme für eine Stimme vom Himmel gehalten habe. Die Bäuerin 
aber faltete andächtig die Hände und sprach: „O mein Kind, danke 
darum Gott nicht weniger! Die Stimme ist zwar aus dem 
Munde einer Bäuerin gekommen, aber Gott hat es so gefügt, 
daß ich laut rufen und dich beim Namen nennen mußte, ohne 
etwas von dir zu wissen. Er hat dich aus der großen Gefahr 
errettet, in der du geschwebt hast.“ 
„Ja, ja,“ sagte Franz mit Tränen in den Augen, „Gott hat 
sich Eurer Stimme bedient, um mich zu retten. Ihr habt zwar 
gerufen, aber die Hilfe kam von Gott.“ 
68. Gott im Gewitter. 
F. Gittermann. 
1. Nun falte deine Händ' geschwind und schau zum Himmel 
auf, mein Kind! Da zieht herauf ein Wetter schwer, das schickt der
	        
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