arrr Lehrer und Schüler. — rrr 
was es in der Schule gelernt hat, befreien und es daran gewöhnen, 
zu denken und — zu arbeiten.“ 
Solange aber unser Lehrplan jedem jungen Lehrer als Norm mit— 
gegeben wird, damit er sich als gewissenhafter Staatsbeamter peinlich 
an seine Vorschriften halte, ist es unmöglich, seine Forderungen direkt 
zu umgehen — 
Aber möglich ist es auch bei unserm System mit den großen Klassen, 
den starren Formen eigenes, kräftiges Leben einzuhauchen. Das kann 
jeder Lehrer in dem Waße tun, als es ihm selber geglückt ist, sich frei— 
zuhalten oder sich wieder zu befreien von dem verknöchernden Einfluß 
des toten Buchstabens und der während 12 13 Jahren eingesaugten 
Schulweisheit. Im Rechnen und in den VRealfächern sind keine großen 
Abweichungen von den Normen des Lehrplanes möglich. Der Rahmen 
ist in diesen Fächern für jedes Schuljahr fest gefügt; aber das Bild, 
das man ihm einzeichnen will, kann doch ein wesentlich verschiedenes 
werden. — Wenn der Lehrer ein Künstler ist und das soll, das muß 
er sein, dann wird seine Schule den unverkennbaren Stempel seiner 
Persönlichkeit tragen, wie jedes echte Kunstwerk. — Weder in der 
Virtuosität, der Technik, noch in der Komposition, noch in der Wahl 
des Stoffes liegt die hinreißende Macht eines Kunstwerkes, sondern 
sie wirkt in der magischen Kraft der Seele des Künstlers, die auf uns 
eindringt und uns in ihren Bann zieht. So liegt auch Lehrerfolg und 
innerer Wert des Unterrichtes einzig in der Intensität des Einflusses, 
der vom Lehrer auf den Schüler überströmt, begründet. — 
Je sklavischer sich der Lehrer an das obligatorische Lehrmittel 
hält, je ängstlicher er bemüht ist, die allgemein übliche und sanktionierte 
Methode zu der seinen zu machen, desto armseliger und poesieloser 
wird das Bild werden. Es gibt ein Wachwerk ähnlich dem einer 
durch abgenutzte Schablonen gepinselten Flachmalerei. 
Der Anfänger mag noch so weite Umwege machen und unbeholfen 
unterrichten, bis er endlich den Anfang eines aufwärtsführenden 
Pfades gefunden hat, der Erfolg seines Unterrichtes wird in Wirk— 
lichkeit doch ein tieferer und nachhaltigerer sein, wenn seine ganze 
Person und suchende Kraft dahintersteht, als der seines Kollegen, 
„der es in anerkennenswerter Weise versteht“, schon gleich nach den
	        
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