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Die unverdross'ne Bienenschar
fleucht hin und her, sucht hier und dar
ihr' edle Honigspeise;
des süßen Weinstocks starker Saft
kriegt täglich neue Stärk' und Kraft
in seinem schwachen Reise.
Ich selbsten kann und mag nicht ruhn,
des großen Gottes großes Thun
erweckt mir alle Sinnen.
Ich singe mit, wenn alles singt,
und lasse, was dem Höchsten klingt,
aus meinem Herzen rinnen.
Der Weizen wächset mit Gewalt,
darüber jauchzet jung und alt
und rühmt die große Güte
des, der so überflüssig labt
und mit so manchem Gut begabt
das menschliche Gemüte.
Ach, denk' ich, bist du hier so schön,
und läßt du's uns so lieblich gehn
auf dieser armen Erden,
was will doch wohl nach dieser Welt
dort in dem reichen Himmelszelt
und güldnen Schlosse werden?
O wär' ich da! O stünd' ich schon,
ach, süßer Gott, vor deinem Thron
und trüge meine Palmen!
So wollt' ich nach der Engel Weis'
erhöhen deines Namens Preis
mit tausend schönen Psalmen.
35. Einkehr.
(Uhland.)
Bei einem Wirte wundermild,
da war ich jüngst zu Gaste;
ein goldner Apfel war sein Schild
an einem langen Aste.
Es kamen in sein grünes Haus
viel leichtbeschwingte Gäste;
sie sprangen frei und hielten Schmaus
und sangen auf das beste.
Es war der gute Apfelbaum,
bei dem ich eingekehret;
mit süßer Kost und frischem Schaum
hat er mich wohl genähret.
Ich fand ein Bett zu süßer Ruh
auf weichen grünen Matten;
der Wirt, er deckte selbst mich zu
mit seinem kühlen Schatten.
Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit,
da schüttelt' er den Wipfel.
Gesegnet sei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel!
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36. Winterlied.
Krummacher.)
Wie ruhest du so stille
in deiner weißen Hülle,
du mütterliches Land!
Wo sind des Frühlings Lieder,
des Sommers bunt Gefieder
und dein beblümtes Festgewand?
Du schlummerst nun entkleidet;
kein Lamm und Schäflein weidet
auf deinen Au'n und Höh'n.
Der Vöglein Lied verstummet,
und keine Biene summet;
doch bist du auch im Schlummer schön. 40
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