So betet, daß die alte Kraft erwache,
daß wir dastehn, das alte Volk des Siegs!
Die Märtyrer der heilgen deutschen Sache,
o ruft sie an als Genien der Rache,
als gute Engel des gerechten Kriegs!
Luise, schwebe segnend um den Gatten;
Geist unsers Ferdinand, voran dem Zug!
Und all ihr deutschen freien Heldenschatten,
mit uns, mit uns, und unsrer Fahnen Flug!
Der Himmel hilft, die Hölle muß uns weichen!
Drauf, wackres Volk! Drauf! ruft die Freiheit, drauf!
Hoch schlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen.
Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen?
Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf! —
Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke,
in deiner Vorzeit heilgem Siegerglanz:
vergiß die treuen Todten nicht, und schmücke
auch unsre Urne mit dem Eichenkranz!
51. Harras, der kühne Springer.
Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht,
die Welt dem Morgen entgegen;
noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht,
da begann sichs im Thale zu regen:
und es klingt herauf wie Stimmengewirr,
wie flüchtiger Hufschlag und Wafsengeklirr,
und tief aus dem Wald zum Gefechte
sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte.
Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Troß,
wie Brausen des Sturms und Gewitter,
und voran auf feurig schnaubendem Roß
der Harras, der muthige Ritter.
Sie jagen, als gelt es den Kampf um die Welt,
auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld,
den Gegner noch heut zu erreichen
und die feindliche Burg zu besteigen.
So stürmen sie fort in des Waldes Nacht
durch den fröhlich aufglühenden Morgen.
Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht,
es lauert nicht länger verborgen;
denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt
der Feind mit doppelt stärkrer Gewalt,
das Hifthorn ruft furchtbar zum Streite
und die Schwerter entfliegen der Scheide.
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