Full text: Dichter im deutschen Schulhause

Der Sänger. 
Ein Schifflein kommt gezogen 
Auf leuchtender Meeresbahn: 
Sanft schaukelnd tragen die Wogen 
Des greisen Sängers Kahn. 
Von Lüften lind umfächelt, 
Umgossen von rosigem Schein, 
Der Alte beseligt lächelt, 
Als schaut er zum Himmel hinein 
Begeistert erschallt sein Singen 
Von kommender goldener Zeit, 
Gewaltig die Sasten erklingen, 
Von göttlicher Muse geweiht. 
Und wie die Weisen rauschen 
Hin über das schweigende Meer: 
Verstohlen lugen und lauschen 
Die lieblichen Nixen umher. 
Da schaut vom felsigen Throne 
Die falsche Sirene herab. 
Sie schaut es mit lächelndem Hohne 
Und greift zum Fauberstab. 
Des Wassers unholde Geister 
Berückt sie mit schmeichelndem Wort, 
Daß nimmer der göttliche Meister 
Erreiche den sicheren Port. 
Da naht es mit Schieben und Schäumen 
Dumpf grollt es im dunklen Grund 
Zu Bergen die Wogen sich bäumen, 
Auf thut sich des Neeres Mund. — 
Hinab zur Tiefe gezogen 
Ist der Sänger mit seinem Kahn; 
Sunft breiten sich drüber die Wogen 
Zur spiegelnden Wasserbahn. 
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