Achtes Schuljahr. 243
In rauhes Erz sollst du die Glieder schnüren,
Mit Stahl bedecken deine zarte Brust,
Nicht Männerliebe darf dein Herz berühren
30 Mit sünd'gen Flammen eitler Erdenlust.
Nie wird der Brautkranz deine Locke zieren,
Dir blüht kein lieblich Kind an deiner Brust;
Doch werd' ich dich mit kriegerischen Ehren
Vor allen Erdenfrauen dich verklären.
Denn wenn im Kampf die Mutigsten verzagen,
Wenn Frankreichs letztes Schicksal nun sich naht,
Dann wirst du meine Oriflamme! tragen
Und, wie die rasche Schnitterin die Saat,
Den stolzen Überwinder? niederschlagen;
10 Umwälzen? wirst du seines Glückes Rad,
Errettung bringen Frankreichs Heldensöhnen
Und Rheims“ befrei'n und deinen König? krönen.“
Ein Zeichen hat der Himmel mir verheißen:
Er sendet mir den Helm, er kommt von ihm.
Mit Götterkraft berühret mich sein Eisen,
Und mich durchflammt der Mut der Cherubim;
Ins Kriegsgewühl will es hinein mich reißen,
Es treibt mich fort mit Sturmes Ungestüm;
Den Feldruf hör' ich mächtig zu mir dringen,
50 Das Schlachtroß steigt,“ und die Trompeten klingen.
17. „Die Waffen ruhn⸗“
Monolog aus der Jungfrau von Orleans IV. 1.
Von Schiller.
Juhanng.
1. Die Waffen ruh'n! des Krieges Stürme schweigen,“
Auf blut'ge Schlachten folgt Gesang und Tanz,
) lat. auri flamma, feuerrote Fahne, ursprüngl. der Abtei
St. Denis, später heil. Reichsfahne. — 2) d verbündeten Engländer u.
Burgunder. — 5) rückwärts bewegen. — 9 alte frz. Krönungsstadt —
5) Karl VII. — 6) S. 155 A. 2. — )) vor d. Thoren v. Rheims sind
d. Engländer zum letzten Male geschlagen, u. die von ihnen bedrängte
Stadt ist befreit.
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