Neuntes Schuljahr.
Die neuste Unbill dieses Tags! geboren;
Denn alle schweren Thaten, die bis jetzt geschahn
Sind nur des Argwohns und der Rache Kinder.
— Und jene Knabenfehde wolltet ihr
Noch jetzt fortkämpfen, da ihr Männer seid?
Geider Hände fassendd O meine Söhne! Kommtl entschließet euch,
Die Rechnung gegenseitig zu vertilgen;
Denn gleich auf beiden Seiten ist das Unrecht.
Seid edel, und großherzig schenkt einander
Die unabtragbar ungeheure Schuld:
Der Siege göttlichster ist das Vergeben.
In eures Vaters Gruft werft ihn hinab,
Den alten Haß der frühen Kinderzeit.
Der schönen Liebe sei das neue Leben,
Der Eintracht, der Versöhnung sei's geweiht.
GSie tritt einen Schritt zwischen beiden zurück, als wollte sie ihnen Raum geben, sich
einander zu nähern. Beide blicken zur Erde, ohne einander anzusehen.)
Erster Chur. (ajekun.)
Höret der Mutter vermahnende Rede;
Wahrlich, sie spricht ein gewichtiges Wort.
Laßt es genug sein und endet die Fehde,
Oder gefällt's euch, so setzet sie fort.
Was euch genehm ist, das ist mir gerecht;
Ihr seid die Herrscher, und ich bin der Knecht.
Vabellu (nachdem sie einige Zeit innegehalten und vergebens eine Außerung
der Brüder erwartet, mit unterdrücktem Schmerz).
Jetzt weiß ich nichts mehr. Ausgeleert hab' ich
Der Worte Köcher und erschöpft der Bitten Kraft.
Im Grabe ruht, der euch gewaltsam bändigte,
Und machtlos steht die Mutter zwischen euch.
— Vollendet! Ihr habt freie Macht. Gehorcht
Dem Dämon,“ der euch sinnlos wütend treibt;
Ehrt nicht des Hausgotts heiligen Altar;
Laßt diese Halle* selbst, die euch geboren,
1) Die heutige Anfeindung (selbst in d. Mutter Gegenwart). —
2) ursprüngl. „Geist“, später „böser Geist“, Teufel. — 8) d. Braut
v. M. enthält viele Anklänge an das heidn. Altertum — M st. Palast
herrschaftl. Haus, wie das engl. hall