Full text: Edelsteine deutscher Dichtung

Neuntes Schuljahr. 2567 
C. Bist du es wirklich, der dem jüngern Bruder 
So hold begegnet und so gütig spricht? 
U. Ist dieser freundlich! sanftgesinnte Jüngling 
Der übelwollend? mir gehäß'ge Bruder? 
(Wiederum Stillschweigen; jeder steht in den Anblick des andern verloren.) 
¶. Du nahmst die Pferde von arab'scher Zucht 
In Anspruch aus dem Nachlaß unsers Vaters; 
Den Rittern, die du schicktest, schlug ich's ab — 
U, Sie sind dir lieb. Ich denke nicht mehr dran. 
¶. Nein, nimm die Rosse, nimm den Wagen auch 
Des Vaters, nimm sie, ich beschwöre dich 
U. Ich will es thun, wenn du das Schloß am Meere 
Beziehen willst, um das wir heftig stritten. 
1. Ich nehm' es nicht; doch bin ich's wohl zufrieden, 
Daß wir's gemeinsam brüderlich bewohnen 
U. So sei's! Warum ausschließend Eigentum 
Besitzen, da die Herzen einig sind? 
¶. Warum noch länger abgesondert leben, 
Da wir, vereinigt, jeder reicher werden? 
N. Wir sind nicht mehr getrennt, wir sind vereinigt. 
Er eilt in seine Arme.) 
Eyster Chor (zum zweiten). Casetan.) 
Was stehen wir hier noch feindlich geschieden, 
Da die Fürsten sich liebend umfassen? 
Ihrem Beispiel folg' ich und biete dir Frieden; 
Wollen wir einander denn ewig hassen? 
Sind sie Brüder durch Blutes Bande, 
Sind wir Bürger und Söhne von einem Lande. 
Geide Chöre umarmen sich.) 
1) man findet bei Sch. zahlreiche Beispiele dieser Art: von zwei 
einander beigeordneten Adjektiven das erste, wie ein Adverb, ohne 
Endung zu setzen. — 2) pleon. neben gehässig 
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