Zehntes Schuljahr.
U. Laß mich der neuen Freiheit! genießen,
Laß mich ein Kind sein — sei es mit —
Und auf dem grünen Teppich der Wiesen
Prüfen den leichten, geflügelten Schritt.
Bin ich dem finstern Gefängnis entstiegen?
Hält sie mich nicht mehr, die traurige Gruft?
Laß mich in vollen, in durstigen Zügen
Trinken die freie, die himmlische Luft.
ß.O meine teure Lady!? Euer Kerker
Ist nur um ein klein Weniges erweitert.
Ihr seht nur nicht die Mauer, die uns einschließt,
Weil sie der Bäume dicht Gesträuch versteckt.
U. O Dank, Dank diesen freundlich grünen Bäumen,
Die meines Kerkers Mauern mir verstecken!
Ich will mich frei und glücklich träumen;
Warum aus meinem süßen Wahn mich wecken?
Umfängt mich nicht der weite Himmelsschoß?
Die Blicke, frei und fessellos,
Ergehen sich in ungemeß'nen Räumen.
Dort, wo die grauen Nebelberge ragen,
Fängt meines Reiches Grenze an,
Und diese Wolken, die nach Mittag jagen,
Sie suchen Frankreichs fernen Ocean.
Eilende Wolken, Segler der Lüfte!
Wer mit euch wanderte, mit euch schiffte!
Grüßet mir freundlich mein Jugendland!
Ich bin gefangen, ich bin in Banden,
Ach, ich hab' keinen andern Gesandten!
Frei in den Lüften ist eure Bahn,
Ihr seid nicht dieser Königin unterthan.
k. Ach, teure Lady! Ihr seid außer euch,
Die lang' entbehrte Freiheit macht euch schwärmen.
U. Dort legt ein Fischer den Nachen an;
hat daher eine Zusammenkunft d. beiden Königinnen in Fotheringhay
(spr fo dserinheh), dem Gefängnisse Marias, eingeleitet.
1) man hatte ihr gestattet, sich im Parke zu ergehen, weil da
die Begegnung d. Königinnen stattfinden sollte; M. wußte davon aber
noch nichts. — 2) engl., spr. leh'di, Frau, Dame.
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