Viertes Schuljahr.
3. Nun betet Kaiser Karol auf Knieen an seinem Speer;
Da teilte sich der Nebel, eine Hirschin! ging daher,
Die führte ihre Jungen hinüber zum andern Strand:
So machte Gott den Franken die rechte Furt bekannt.
5. Hinüber zogen alle, wie Israel durchs Meer;
Die Sachsen aber fanden im Nebel die Furt nicht mehr.
6. Da schlug der Kaiser Karol mit seinem Speer den Sand:
„Die Stätte sei hinfüro? der Franken Furt genannt.“
Er kam da bald zurücke mit neuer Heeresmacht,
Damit er der Sachsen Lande zu seinem Reich gebracht.
Doch dort am Main erpranget nun eine werte Stadt,
Die reich ist aller Güter und edle Bürger hat
9. Es ward da mancher Kaiser gekrönt mit Karols Kron'
Und feierlich gesetzet auf goldgestickten Thron.
10. Da briet man ganze Rinder, es strömte der Fülle Horn,“
Es schöpfte jeder Arme sich Wein aus reichem Born.
11. Im Römerd füllte dem Kaiser der Erzschenk den Pokal,“
Mit Kaiserbildern wurden bedeckt alle Wände im Saal.
12. Bedeckt sind alle Wände bis an den letzten Saum,
Kein neuer Herrscher fände zu seinem Bildnis Raum.
13. Der erste deutsche Kaiser gab Namen dieser Stadt,
Die auch den letzten Kaiser“ in ihr? gekrönet hat
8. Abendlied.
Von Hoffmann von Fallersleben.
1. Abend wird es wieder; 2. Nur der Bach ergießet
Über Wald und Feld Sich am Felsen dort,
Säuselt Frieden nieder, Und er braust und fließet
Und es ruht die Welt Immer, immer fort.
) gew. Hirschkuh, Hindin. — 2) veraltete Form; vgl. S. 27 A. 1.
— 3) die Sage bei Grimm, Deutsche Sagen I. 455. — Mein mit
Früchten u. Blumen gefülltes (Füll-) Horn ist das Sinnbild des Über—
flusses. — 5) so heißt d. Rathaus zu Frankf. — 6) lat. pocũlum,
(großer) Becher. — 7) Franz U., welcher 1806 nach d. Stistung d.
Rheinbundes d. deutsche Kaiserkrone niederlegte. — 5) st. „in sich“.
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