Full text: Poesie und Prosa aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert

Friedrich Gottlieb Klopstock. 169 
10. Zur Linken wende du dich, ich will 
Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn; 
Nimm den Schwung, wie du mich ihn nehmen siehst: 
Also! nun fleug schnell mir vorbei! 
11. So gehen wir den schlängelnden Gang 
An dem langen Ufer schwebend hinab. 
Künstle nicht! Stellung wie die lieb' ich nicht, 
Zeichnet dir auch Preißler nicht nach. 
12. Was horchst du nach der Insel hinauf? 
Unerfahrne Läufer tönen dort her! 
Huf und Last gingen noch nicht übers Eis, 
Netze noch nicht unter ihm fort. 
13. Sonst späht dein Ohr ja alles; vernimm, 
Wie der Todeston wehklagt auf der Flut! 
O wie tönt's anders, wie hallt's, wenn der Frost 
Meilen hinab spaltet den See! 
14. Zurück! laß nicht die schimmernde Bahn 
Dich verführen, weg vom Ufer zu gehn! 
Denn wo dort Tiefen sie deckt, strömt's vielleicht, 
Sprudeln vielleicht Quellen empor. 
15. Den ungehörten Wogen entströmt, 
Dem geheimen Quell entrieselt der Tod. 
Glittst du auch leicht wie dies Laub, ach, dorthin, 
Sänkest du doch, Jüngling, und stürbst! 
8. Die frühen Gräüber. (1764) 
1. Willkommen, o silberner Mond, 
Schöner, stiller Gefährt' der Nacht! 
Du entfliehst? Eile nicht, bleib, Gedankenfreund! 
Sehet, er bleibt, das Gewölk wallte nur hin. 
2. Des Maies Erwachen ist nur 
Schöner noch wie die Sommernacht, 
Wenn ihm Tau, hell wie Licht, aus der Locke träuft, 
Und zu dem Hügel herauf rötlich er kommt. 
3. Ihr Edleren, ach, es bewächst 
Eure Male schon ernstes Moos! 
O wie war glücklich ich, als ich noch mit euch 
Sahe sich röten den Tag, schimmern die Nacht!
	        
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