Full text: Poesie und Prosa aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert

1. Hildebrand. 
35 Do lam er in große Arbeit 
Von einem Helden stark, 
Von einem Helden junge 
Ward er do angerannt: 
MNu sag an, du viel Alter, 
40 Was suchst in meines Vaters Land? 
Du führst dein Harnisch lauter und rein, 
Recht seist du eines Königs Kind, 
Du machst mich jungen Helden 
Mit gsehenden Augen blind. 
45 Du solllest daheime bleiben 
Und haben gut Hausgemach 
Ob einer heißen Glute.“ 
Der Alte lacht und sprach: 
„„Sollt ich daheime bleiben 
60 Und haben gut Hausgemach? 
Mir ist bei all mein' Tagen 
Zu reisen aufgesatzt, 
Zu reisen und zu fechten 
Bis auf mein Hinnefahrt, 
56 Das sag ich dir viel Jungen, 
Drum grauet mir mein Bart.““ 
„Dein Bart will ich dir ausraufen, 
Saͤg ich dir viel alten Mann, 
Daß dir dein rosenfarbes Blut 
60 über die Wangen muß abgan. 
Dein' Harnisch und dein' grünen Schild 
Mußt du mir hie aufgeben, 
Darzu mußt mein Gefangener sein, 
Willt du behalten dein Leben.“ 
b5 „„Mein Harnisch und mein grüner Schild 
Die täten mich oft ernährn, 
Ich traue Christ von Himmel wohl, 
Ich wöll mich dein erwehrn.““ 
4 als wärest du. — 46 Hhausgemach, Ruhe im hause. — 
hinter dem Ofen. — b2 reisen von der Uriegsfahrt; vgl. Reisi 
Daäufgesaht, bestimmt. — 61 grün wohl im Sinne von frisd 
unverbraucht — 62.aufgeben, fahren lassen. — 66 täten mic 
ernährn, haben mich am Leben erhalten. 
N—
	        
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