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Milch hätten für ihre Kinder. Es waren aber kleine und magere Ziegen, und
sie gaben nicht viel Milch. Da hat nun der Landrat schöne große Ziegen aus
der Schweiz kommen lassen und hat den Leuten gezeigt, daß die auch bei uns
leben können und garnicht mehr Futter brauchen und doch viel mehr Milch
geben. Da haben die Leute das gelernt und sich solche Ziegen verschafft, und
sie bekamen jetzt viel schöne Milch, und wer früher kaum für sich selber und seine
Kinder genug hatte, der konnte jetzt noch etwas verkaufen, und die armen Leute
waren eigentlich garnicht mehr arm, sondern es ging ihnen ganz gut. Ein anderer
Landrat hat den Leuten in seinem Kreise gezeigt, wie sie schöne Äühner ziehen
können, die viel mehr Eier legen als die Äühner, die früher in der Gegend
bekannt waren. Sonst kümmert sich eben der Mensch meistens nur um sich selbst,
und ein Graf oder Gutsbesitzer denkt meist nur daran, daß es ihm selber Wohl
geht. Der Landrat aber darf nicht nur an sich selber denken, sondern daran,
daß es allen Leuten in seinem Kreise wohl geht, und wer das nicht tut, der ist
ein schlechter Landrat. Das tut er aber nicht bloß aus sich heraus, sondern das
tut er, weil sein König ihn dahin gestellt hat. Das alles haben unsere Könige
hauptsächlich von Friedrich Wilhelm I. und Friedrich dem Großen gelernt;
denn das waren die rechten Landesväter für ihr Königreich Preußen.
Da kann man sich wohl denken, wie lieb die Leute ihren Alten Fritz ge-
habt haben. Er war zwar nicht so hart und jähzornig wie sein Vater, aber
auch ziemlich streng und kurz und manchmal recht knurrig. Aber die Leute sahen
ja, wie er gerecht war und den Armen half und wie er auch sich selber nicht
bell er behandelte als die andern. Einmal hatte er einer Stadt recht treu aus
der Not geholfen, da kamen denn Abgesandte dieser Stadt und wollten sich
beim König bedanken. Da sagte er kurz und knurrig zu ihnen: „Ihr habt mir
nichts zu danken, denn dafür bin ich da."
Wie nun der König im ganzen Lande überall nach dem Rechten sehen
wollte, oft hinreiste und zusah, was die Beamten machten, dann wieder all die
Berge von Briefen durcharbeitete, die währenddessen nach Potsdam oder Berlin
oder Sanssouci gekommen waren, da hatte er natürlich so schrecklich viel zu tun,
daß ihm die Tage einfach zu kurz wurden. Er arbeitete immer bis spät in die
Nacht, und am frühen Morgen, im Sommer um fünf, im Winter um sechs,
stand er schon wieder auf und setzte sich an den Schreibtisch. And so wurde von
all der Arbeit sein Rücken immer krummer und sein Gesicht immer faltiger,
nur die riesigen Augen blieben so klar und fest, wie sie gewesen waren. Ein¬
mal hatte er auch bis in die späte Nacht gearbeitet. Zuletzt kam sein treuer