Full text: Poesie und Prosa aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert

2. Die Treue. 111 
1E Häãlt des andern Not für seine, 
Weicht nicht auch bei böser Zeit. 
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze 
Denn ich weiß ein treues Herze. 
Gunst, die kehrt sich nach dem Glücke 
20 Geld und Reichtum, das zerstäubt, 
Schönheit läßt uns bald zurücke, 
Ein getreues Herze bleibt. 
Mir ist wohl bei höchstem Schmerze, 
Denn ich weiß ein treues Herze. 
25 Eins ist da sein und geschieden. 
Ein getreues Herze hält, 
Gibt sich allezeit zufrieden, 
Steht auf, wenn es niederfällt. 
Ich bin froh bei höchstem Schmerze, 
30 Denn ich weiß ein treues Herze. 
Nichts ist süßers als zwei Treue, 
Wenn sie eines worden sein. 
Dies ists, des ich mich erfreue, 
Und sie gibt ihr Ja auch drein. 
85 Mir ist wohl bei höchstem Schmerze, 
Denn ich weiß ein treues Herze. 
III. Simon Dach. 16051659. 
In Rönigsberg hatte sich eine Gesellschaft dichterisch ange— 
eregter mMänner zusammengefunden, deren Triebkraft der kur— 
fürstliche Rat Robertin war. Die Zusammenkünfte fanden im 
Garten des begabten Domorganisten Albert statt, der dort eine 
Uürbshünte errichtet und in die Kürbisse der Laube die Namen 
der Freunde mit Sprüchlein eingeritzt hatte. Er selbst war ein be— 
gabter Dichter, der sich mit den Genossen von Opitz gekünsteltem 
Wesen fern hielt. Der begabteste aber war der schwächliche und 
zurückhaltende Simon Dach aus Memel, der in Königsberg Philo— 
sophie und Theologie studiert hatte und dann daselbst Gymnasial- 
lehrer und Rektor geworden war. Als ihn der Kurfürst Georg 
Dilhelm bei seiner Anwesenheit in Rönigsberg als Menschen und 
Dichter kennen lernte, machte er ihn zum Professor der Poesie 
an der Universität. Später schenkte ihm der Große Kurfürst 
sogar auf seine Bitte um einen Garten ein kleines Landgut.
	        
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