Max von Schenkendorf.
Heldenzeit des Mittelalters, und als er — auch im Gegensatze
zu Arudt — selbst hinauszieht, um unter den Fahnen seines
Königs den heiligen Krieg mitzukämpfen, da tut er es als „ein
Ritter“, als „ein geborener Hüter von jedem wahren Heilig—
tum“; er tut es „für seine Dame“ und „daß ferner gelte sein
Adel, seine Wappenzier“. Zu dieser seiner im romantischen Mittel—
alter fußenden Denkart paßt es, daß er, der Protestant, eine
offenkundige Vorliebe für das Wesen des Katholizismus verrät,
welche bei manchen seiner Gedichte, z. B. „Andreas Hofer“ und
„An die h. Jungfrau“, uns die Vermutung aufdrängt, sie seien
das Werk eines katholischen Dichters. Bei aller Tiefe der Ge—
danken, bei allem Adel der in seinen Liedern zu Tage tretenden
Gesinnung hat Schenkendorf nicht die Anerkennung gefunden,
welche er verdient. Nicht wenig hat dazu beigetragen, daß seine
Anschauungsweise jener der größeren Masse ferner lag, während
Arndts Gedichte die Stimmung jener Zeit klarer wiedergeben,
daneben aber ist auch nicht zu verkennen, daß er es öfter nicht
verstanden hat, seine Gedanken in die entsprechende Form zu
kleiden und sie sozusagen mundgerechter darzubieten.
Schenkendorf wurde am 11. Dezember 1783 zu Tilsit ge—
boren. Nach einer, infolge der übergroßen Strenge seiner Eltern,
ziemlich freudlosen Jugend bezog er im Alter von fünfzehn
Jahren die Universität Königsberg, mußte sie jedoch bald wieder
derlassen, da seinen Eltern die Freiheit des studentischen Lebens,
die er übrigens maßvoll genoß, bedenklich erschien. Sie schickten
ihn deshalb zu einem Geistlichen auf dem Lande, von wo er
zwei Jahre später abermals zur Universität kam. Während dieser
Jahre hatte die Bekanntschaft mit den romantischen Dichtungen
seinem Geiste jene romantisch-mystische Richtung gegeben, welche
sich in seinen Gedichten erkennen läßt. Bereits im Mai 1805
beendete Schenkendorf sein Studium und trat dann als Referen—
dar bei der Regierung zu Königsberg ein. Hier fand er im
Hause des Landhofmeisters von Auerswald freundliche Auf—
nahme; in den geselligen Zusammenkünften wandte man sich mit
Vorliebe der romantischen Dichtung zu, wobei aber auch Klop—
stock, Schiller und Goethe nicht vernachlässigt wurden. Im Hause
Auerwalds sah Schenkendorf auch öfter die flüchtige Königin
Lulse, deren Erscheinung und Wesen einen unauslöschlichen Ein—
druck auf ihn machte. Der Krieg des Jahres 1806 veranlaßte
ihn, seine dichterische Begabung in den Dienst des Vaterlandes