Friedrich Rückert.
IIl. Friedrich Rückert.
Am 16. Mai 1788 wurde Rückert in Schweinfurt geboren
und verlebte einen großen Teil seiner Kindheit in dem freund⸗
lichen Oberlauringen am Main, wo sein Vater bayrischer Rent—
amtmann geworden war. Seine „Erinnerungen eines Dorf⸗
amtmannssohnes“ geben uns Kunde von dieser glücklichen Jugend⸗
zeit. Nachdem er auf dem Gymnasium zu Schweinfurt ausgebildet
war, studierte er in Würzburg die Rechte, wandte sich aber bald
der klassischen Philologie zu und ließ sich 1811 für kurze Zeit
als Privatdozent in Jena nieder. Als der Krieg 1813 ausbrach,
trieb es auch ihn unter die Fahnen; aber seine schwächliche Ge—⸗
sundheit vereitelte die Erfüllung seines Wunsches, und so mußte
er fich damit begnügen, als Sänger an der Befrelung des Vater—
landes mitzuwirken. Vor allem seine „Geharnischten Sonette“
und die „Kriegerischen Spott- und Chrenlieder“, welche er unter
dem Nanten Friedrich Reimar 1814 herausgab, bekundeten seine
Begeisterung für die große Sache und zugleich seine Meister⸗
schaft in der Handhabung der Sprache und dichterischen Form.
Wenn auch in diesen Erstlingen seiner Muse sich manche Härten
Reim und Wortbildung zeigen, wenn mehr als einmal der
Ausdruck der wuchtigen Gedanken gezwungen erscheint, so kann
das doch dem Gesamtwerte dieser „erzenen Versgeftalten⸗ keinen
Abbruch tun. Die Sonette geben uns eine Darstellung des
Freiheilskampfes von der ersten Erhebung des Volkes bis zum
glorreichen Siege. Mit edlem Zorne sendet zuerst der Dichter
seine Neder hinaus, um das Volk wachzurufen aus seiner
Schande, mit freudigem Jubel begrüßt er den Beginn des
Kampfes, den Heldensinn der Männer und der Fraucn Opfer—
mut, jauchzt laut den Siegen der Deutschen und dem Sturze
des Korsen zu. Eine zweite Sammlung von Gedichten gab
Ruckert 1817 unter dem Titel „Kranz der Zeit“ heraus. Auch
diese Lieder sind großenteils der Zeit des Freiheitskampfes ge—
widmet, daneben aber erklingt die Klage, daß nicht ein einiges
Deutschland die Frucht jener Siege geworden sei, wie es so
mancher edle Deutsche erhofft hatte vgl. das Gedicht „Barbarossa“,
in welchem er den Gedanken ausspricht, daß Barbarossas und
des Reiches Erwachen erst an dem Tage möglich ist, wo die
allen Raben (er Zwietracht) nicht mehr den Berg umfliegen
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