Full text: Dichter der Freiheitskriege

Einleitung. 
Auf den blutigen Schlachtfeldern von Jena und Auerstädt 
waren Preußens Heere, deren Ruhm durch Friedrichs d. Gr. 
Kriegstaten für alle Zeit gesichert schien, deu sieggewohnten 
Scharen des gewaltigen Napoleon unterlegen. Mutlos streckten 
sie die Waffen, ohne Widerstand öffneten fast alle Festungen 
des Landes dem Korsen ihre Tore, und Tilsit brachte über 
unser Vaterland soviel Demütigung und Erniedrigung, daß 
man glauben mußte, es würde sich nie wieder zu seiner frü— 
heren Macht erheben können. Aber während so Preußen ge— 
knechtet am Boden lag, wurde schon im stillen der Same ge— 
legt, aus dem kein Jahrzent später eine neue Blüte sich ent— 
wickeln sollte; während das Land äußerlich am meisten verloren 
hatte, wurde seine innere Kraft neu geweckt und erhöht. Un— 
vergeßlich werden die Namen der ausgezeichneten Männer 
sein, denen diese Wiedergeburt Preußens zu danken ist: Stein 
und Hardenberg weckten durch ihre Reformen das Selbst— 
bewußtsein des Volkes und belebten den Gemeinsinn. Deutsche 
Denker, wie Schleiermacher und Fichte, wandten sich mit be— 
geisternden Worten an jung und alt, an arm und reich und 
verstanden es, in allen Kreisen Selbstvertrauen und Glauben 
an die deutsche Sache ins Leben zu rnfen; gleichen Geistes— 
kampf wie sie führte im Westen an des Rheines Ufern der 
große Joh. Jos. v. Görres, dessen kühne Angriffe gegen Na— 
poleon der von ihm seit Januar 1814 herausgegebene „Rheinische 
Merkur“ hinaustrug an manchen deutschen Herd. Während 
L. Jahn in körperlichen Übungen die deutschen Jünglinge 
kräftigte und bemüht war, ihnen einen gesunden Sinn in 
einem gesunden Körper für den exhofften Kampf um die Frei— 
heit und die Ehre des Vaterlandes zu verleihen, entflammte 
der Sang deutscher Dichter die Gemüter zu einer todesmutigen 
Kampfeslust und exfüllte so den Wunsch des Turnvaters, daß 
neue Barden den deutschen Heerbann begeistern urd um
	        
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