Full text: Auswahl von Gedichten und volkstümlichen Liedern für höhere Mädchenschulen

Friedrich von Schiller. 
25. Drauf der König greift nach dem Becher schnell 
In den Strudel ihn schleudert hinein; 
Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell', 
So sollst du der trefflichste Ritter mir sein 
Und sollst sie als Ehgemahl heut noch umarmen, 
Die jetzt für dich bittet mit zartem Erbarmen.“ 
26. Da ergreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt. 
Und es blitzt aus den Augen ihm kühn, 
Und er siehet erröten die schöne Gestalt 
Und sieht fie erbleichen und sinken hin; 
Da treibt's ihn, den köstlichen Preis zu erwerben, 
Und stürzt hinunter auf Leben und Sterben. 
27. Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück, 
Sie verkündigt der donnernde Schall; 
Da bückt sich's hinunter mit liebendem Blick, — 
Es kommen, es kommen die Wasser all, 
Sie rauschen herauf, sie rauschen hernieder, 
Den Jüngling bringt keines wieder. 
Der Graf von Habsburg. 
1803. 
1. Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, 
Im altertümlichen Saale 
Saß König Rudolfs heilige Macht 
Beim festlichen Krönungsmahle. 
Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, 
Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, 
Und alle die Wähler, die sieben, 
Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, 
Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, 
Die Würde des Amtes zu üben. 
2. Und rings erfüllte den hohen Balkon 
Das Volk in freud'gem Gedränge; 
Laut mischte sich in der Posaunen Ton 
Das jauchzende Rufen der Menge; 
Denn geendigt nach langem, verderblichem Streit 
War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, 
Und ein Richter war wieder auf Erden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.