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47. Weihnacht.
Wie bewegt mich wundersam
Euer Hall, ihr Weihnachtsglocken,
Die ihr kündet mit Frohlocken,
Daß zur Welt die Gnade kam.
Überm Hause schien der Stern,
Und in Lilien stand die Krippe,
Wo der Engel reine Lippe
Hosianna sang dem Herrn. —
Herz, und was geschah vordem,
Dir zum Heil erneut sich's heute:
Dies gedämpfte Festgeläute
Ruft auch dich nach Bethlehem.
Mit den Hirten darfst du ziehn,
Mit den Königen aus Osten,
Und in ihrer Schar getrosten
Muts vor deinem Heiland knie'n.
Hast du Gold nicht und Rubin,
Weihrauch nicht und Myrrhenblüte:
Schütt' aus innerstem Gemüte
Deine Sehnsucht vor ihm hin!
Sieh, die Händchen zart und lind
Streckt er aus zum Vorn der Gnaden,
Die da Kinder sind, zu laden.
Komm, und sei auch du ein Kind!
E. Geibel.
48. Der Stern von Bethlehem.
Ich hab' als Kind so oft geträumt,
Daß mir ein Stern erschienen sei;
Und hab' ich später viel geweint,
Er war mein Trost, er blieb mir treu.
Ich sah ihn leuchtend vor mir schweben
Durch Bethlehems geweihte Nacht;
Schien mir oft dunkel dieses Leben,
Hab' ich an diesen Stern gedacht. —