57. Die deusschen fFrauen.
KFein Jammergeschrei tönt gellend und schrill;
Die deutschen Frauen sind ernst und still;
Nur heimlich rinnet die Träne.
Und klopfet der BVote an ihre Tür,
So sprechen sie: „Heute gilt es mir!“
Und pressen zusammen die Zähne.
War's nicht gestern im Abendgrau'n,
Daß sie gestanden am Gartenzaun,
Ihm freundliche Grüße zu winken?
Noch einmal riß er die Mütze herab —
O, daß ihm über dem fernen Grab
Schon heute die Sterne blinken!
Sie denken an jede glückliche Stund,
An jeden Kuß von seinem Mund,
An alle die gütigen Worte.
Sie hören noch seinen Tritt im Haus;
Sie treten noch immer wie sonst hinaus
Zum Willkomm an die Pforte.
Die deutschen Frauen sind ernst und still;
Kein Jammergeschrei tönt gellend und schrill;
Die deutschen Frauen, sie sprechen:
„Wir schüren das Feuer auf unserm Herd,
Wir reichen die Flinte, wir reichen das Schwert
Euch, Söhnen, die Toten zu rächen!“ Adolf Eh.
58. Erntedank.
Ein Wort an Deutschlands Jugend.
Das Erntedankfest stand in diesem Jahre im Zeichen des Krieges.
eines großen, gewaltigen Völkerkrieges, wie ihn die Welt noch nicht
sah. Millionen deutscher Männer sind ausgezogen gegen die heim—
tückischen Feinde in Ost und West, die uns ins Verderben stürzen, uns
den völligen Untergang bereiten wollen. Nun, sie haben das deutsche
Schwert schon gehörig zu kosten bekommen.
Aber diese Millionen unserer Väter, Brüder und Söhne, die
als Krieger im Felde stehen, fehlen nun daheim beim Werke des
Friedens, fehlen vor allem da, wo es gilt, Brot und Fleisch zu schaffen
für etwa 65 Millionen deutsche Menschen. Dabei hat aber die deutsche
Landwirtschaft in dieser dräuenden Kriegszeit mehr denn je die Auf—
gabe, alles aufzubieten, um die Ernährung unseres Volkes sicherzustellen.
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