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ein Lied an, und aus dem Nebel tönt es machtvoll, — bald in vollem Chor 
sich weiter entfernend: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein!“ 
In zwei Kompagnien werden die Leute eingereiht; wehe, wo diese 
tapferen Rheinländer dareinschlagen. „In Treue fest“, lautet der Wahl— 
spruch der Jülicher, und vielleicht wird einst die Kriegsgeschichte von 1914 
auch ein Ruhmesblatt schreiben müssen für die Soldaten dieses Regiments. 
Für die anderen heißt es nun, an die Arbeit denken. Die Ernte steht 
im Felde und es gilt, sie mit den wenigen Kräften bald zu bergen. Von 
bO sind 38 Pferde eingezogen, von 1400 Einwohnern 200 ausgerückt. Wo 
noch ein Pferd geblieben, da schließen sich die Nachbarn zu gemeinsamer 
Hilfe zusammen, unterstützt von Handwerkern und Arbeitern. Alles ist ein 
Herz und eine Seele. 
Draußen zeigen sich Zeichen des nahenden Kampfes. Erst einzeln, 
dann immer zahlreicher durchsurren Flugzeuge die Luft, feindliche werden an 
der Grenze abgeschossen. Bei wolkenlosem Himmel dringt plötzlich Mittwochs 
ferner Kanonendonner zu uns herüber. Schreckensbleich schauen sich die Leute 
an. Wo kann das sein? Ob unsere Truppen stark genug vertreten sind? 
Welcher der Angehörigen mag im Kampfe stehen?, so schwirren die Fragen 
durcheinander. Wilde Gerüchte verbreiten sich: die ... aufgerieben, ein 
rheinisches Kavallerieregiment vernichtet. aus dem Dorfe verschiedene ge— 
fallen! Gott, wie wird das enden! Die Bahntransporte dauern nun schon 
den vierten Tag ununterbrochen an; Mut und Zuversicht der Einwohner 
steigern sich. Solche gewaltigen Truppenmassen machen den Durchbruch ein— 
fach unmöglich. So liegt's auf allen Lippen. Die Bekanntgabe des General— 
kommandos: „Rheinische Bevölkerung ohne Gefahr!“ läßt alles erleichtert 
aufatmen. Die ersten Siegesnachrichten von Lüttich treffen gleichzeitig ein 
mit dem Bekanntwerden der Greueltaten der Bewohner. Ein Schrei der 
Entrüstung erhebt sich. Sind das Menschen oder Bestien? Mit Bangen 
wird Nachricht von den in den rheinischen Regimentern dienenden Söhnen, 
Brüdern erwartet. Einer starb auf Lüttichs Gefilden den Heldentod. 
Das Dorfbild gestaltet sich nun immer kriegerischer. Eine Bäcker— 
kolonne wird einquartiert. Auf einer Wiese am Dorfeingange stehen Oefen 
und Zelte aufgeschlagen. Holzfuhren von E... treffen ein. Züge und 
Wagen versorgen mit Mehl. In achtstündigen Schichten werden enorme 
Mengen Brot erzeugt, welches mit der Eisenbahn dem Bestimmungsorte zu— 
geht. Die der Kolonne zugeteilten Trainsoldaten wandern mit Pferden und 
Karren ins Feld, — gute Helfer. Man glaubt sich im tiefsten Frieden. 
Immer mehr Soldaten kommen von Osten her. Kapvallerie, Artillerie, 
Pioniere, Train, Infanterie, Maschinengewehrabteilungen, Munitions⸗ und 
Sanitätskolonnen kommen in endlosen Zügen täglich durch. Welche es sind? 
Zeichen und Nummern stehen verklebt, die Achselklappen gerollt, Helmbezüge 
gewendet, damit kein unberufenes Auge Schlüsse auf die Zugehörigkeit der 
einzelnen Regimenter zur Brigade, Division, zum Armeekorps zu machen 
imstande ist. 
Zur Ermöglichung des schnellen, geregelten Durchmarsches sind neue 
Verkehrswege geschaffen. Von Pionieren ist die R... überbrückt, stunden— 
weit sind Fernsprechleitungen gelegt. Feldpost mit properen Wagen, be—
	        
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