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Munitionsfabriken sorgen für Waffen, Wagen, Munition
u. dal. Truppen-Uebungsplätze stehen jedem Armeekorps
zur Verfügung, und in den Remonte-Depots werden die Pferde
gesammelt, zugeritten und eingefahren. K Luther in Breddin.
24. Wie das Heer entstand.
Erst im Laufe vieler Jahrhunderte hat sich das Seerwesen so entwickelt,
wie wir es heute in unseren „Feldgrauen“ und „Dunkelblauen“ bewundern.
Und es muß sich noch fortwährend weiter vervollkommnen in seiner Ausbil—
dung, Ausrüstung und Vermehrung. Nirgends hat das bekannte Sprichwort:
„Raste ich, so roste ich‘ mehr Geltung als im Heer. In folgenden Bildern soll
kurz der Werdegang unseres Heeres geschildert werden.
Unsere Vorfahren, die alten Germanen, waren ein Volk in Waffen,
denn jeder mußte in den Krieg ziehen, wenn er dazu fähig war. Durch Eil—
boten, die den blutigen Heerpfeil von Ort zu Ort, von Gau zu Gau brachten,
wurde der Heerbann aufgerufen. Die Germanen kämpften zu Fuß, nur die
Edelinge saßen zu Roß. In frühester Zeit hatten sie Solz- und Steinwaffen.
Eisenwaffen waren selten, darum ein begehrtes Erbstück. Durch den Verkehr
mit den Römern gelangten sie in den Besitz von eisernen und bronzenen
Waffen aller Art. Sie hatten kurze Speere zum Werfen, lange Lanzen zum
Stoßen, eisenbeschlagene Holzkeulen, Beile und kurze Schwerrer zum Schlagen.
Mit dem Bogen aus Eschenholz schossen sie geschickt Pfeile mit Stein- und
Eisenspitzen. Zum Schutze fertigten sie aus Solz oder Weidengeflecht Schilde,
die sie mit Fell überzogen. Für jeden Kriegszug wählten alle Gaue einen
Anführer, den Herzog, dem sie unbedingt gehorsam waren. Mit Sörnerklang
und Kampfgesang drangen sie in keilförmiger Aufstellung und mit vor—
gestreckten Lanzen auf den Feind.
Ein ganz anderes Heer folgte dem Rufe Karls des Großen. Die Fran—
kenkönige hatten durch ihre Eroberungszüge viel Land erworben. Da sie nicht
alles selbst bewirtschaften konnten, gaben sie viel an die Leute aus ihrem Ge—
folge, die sich besondere Verdienste erworben hatten, — auf Lebenszeit oder au
Widerruf. Der König lieh den Gefolgsleuten also nur, — er belehnte sie da⸗
mit. Diese Lehnsträger wurden nach und nach ein besonderer Stand im
Reiche, man nannte sie Vasallen oder Mannen. Sie brauchten keine Abgaben
von dem Lehen zu entrichten, waren aber dem Könige jederzeit zum Heeres—
dienst verpflichtet. Dafür genossen sie wiederum den besonderen Schutz des
Königs. Der galt viel in den immer unruhigen Zeiten. Das empfanden am
besten die Freien, die des besonderen Schutzes entbehren mußten. Darum
traten viele ihr freies Eigentum an einen Vasallen ab, um es sogleich wieder
als Lehen zu empfangen und damit in seinen und somit auch des Königs
Schutz zu treten. Neben dem hohen Lehnsadel, Vasallen, entstand so der
niedere Dienstadel, Ministerialen. Neben weltlichen wurden auch geistliche
Große, Bischöfe und Aebte, mit Lehen bedacht, die wiederum auch Freie als
Lehnsmänner hatten. Allen lag die Verpflichtung zum Seeresdienste ob.