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Das dich engbrüstig alte Mann
Vom Hueste wohl curiere kann.“
Bis zuem Advent uff Widersehn!
Mer wünsche nit din Untergehn;
Nurr mach fürr jetz dem Früejohr Platz,
Mit sinem riche Freudeschatz.
Mer sifze noch der milde Luft,
Noch Vöjelgsang unn Bluemeduft.
Se leb denn wohl, hab Glück unn Seje
Uff alle dine rauhe Weje,
Noch einmol rueft der Buechfink so:
„Die Zit isch do! die Zit isch do!“
Unn Jung unn Alt stimmt bi: Jo, jo,
Fahr wohl, se sinn mer alli froh!
August Stöber.
kumm, mer wölle wandere!
„Kumm, mer wölle wandere!“
Na, mier isch's reecht, nur glich uff d'Bein,
De Stock in d'Hand un 's Ränzel gschnüert,
Mer kumme, denk i, lang nit heim,
Mer gehn zell Stroß, wo d'Welt nus füehrt,
„Vun einer Stadt zue der andere!“
Kumm, mer wölle wandere!
Am Bach hin iwwers Mattegrüen,
Do dunkt 's mi ebbe, daß es scheen!
August Stöber wurde geboren 1808 in Straßburg; er widmete
sich theologischen Studien und wurde 1838 Rektor der höheren
Mädchenschuͤle und Lehrer der deutschen Sprache und Litteratur am
Kollegium zu Buchsweiler. 1841 siedelte er als Gymnasiallehrer nach
Mülhausen über und wurde 1871 hier Stadtbibliothekar; er starb 1884.
Seine Bedeutung liegt weniger auf dem Gebiete der Dichtung als
auf dem der gelehrten Forschung, durch die er in getreuem Anuschlusse
an Uhland und die Gebrüder Grimm, mit denen ihn persönliche Freund—
schaft verband, die elsässische Vorzeit in Sage und Geschichte zu erneuern
suchte. Die mundartliche Dichtung hat er noch weniger gepflegt als die
hochdeutsche.
Kumm, mer wölle wandere: Els. Schatzkästel S. 78. Stöber
knüpft hier au ein bekanntes, durch ganz Deutschland verbreitetes Kinder—
spiel an vgl. Böhme Deutsches Kinderlied und Kinderspiel 1897 S. 594.