Full text: Deutsche mundartliche Dichtungen

Johann Heiurich Voß. 
Miederdeutsch.) 
De Wintkeraweund. (Ene Veerlander Idylle.) 
Peter. 
Gelt! et bedüdet mi Vrömde, wenn sik mien Kater den Bart strikt?) 
Keerl un keen Ende!?) wat bringst du mi da voär Tügs?) up en Puckel! 
Johann Heinrich Voß, 1751 - 1826, der Sohn eines mecklen— 
burgischen Lehrers; er studierte seit 1772 in Göttingen, wurde Mitglied 
des Hainbundes und gab den Göttinger Musenalmänach heraus. 1777 
wurde er Rektor in Otterndorf, 1782 in Eutin. 802 bis 1805 weilte er 
in Jena und lebte von 1805 bis 1826 in Heidelberg als Professor und Hofrat. 
Von seinen Idyllen sind zwei in der Mundart abgefaßt; der 
Abdruck erfolgte hier, von einigen kleinen Kürzungen abgesehen, nach 
der Ausgabe von Sauer: Der Göttinger Dichterbund 1 in Kürschners 
Deutscher Nationallitteratur, Bd. 49 1887. 
Der Winterawend: Sauer S. 98; Sommer 1776 verfaßt und 
zuerst im Hamburger Musenalmanach für 1777 gedruckt, mit folgender 
Anmerkung: „In Niederdeutschland, wo der Musenalmanach am meisten 
gelesen wird, versteht man den Inhalt dieser Idylle ohne Erklärung. 
Die Oberdeutschen können sie, wenn es ihnen der Mühe wert zu sein 
scheint, durch Hilfe des Bremischen Wörterbuches verstehen lernen; oder 
sonst auch überschlagen und bedenken, daß sie uns auch in ihren Schriften, 
die doch gleichwohl deutsch sein sollen, nicht wenig zu überschlagen geben. 
Theokrit schrieb selbst an dem feinen ägyptischen Hofe in der Sprache 
seines Volkes; und als ein schöner Geist seine Syrakusanerinnen mit 
ihrem Kauderwelsch aufzog, bekam er die natürliche Antwort: 
Ie— 
dνααν ggο ννα r ννναν. *) 
Für unsere schönen Geister merke ich noch dieses an, daß Theokrits 
Hirten, worin sie das Vorbild zu Geßners und anderer Neuern arkadischen 
Schäfern zu finden belieben, in ihrer breiten Sprache oft solche un— 
arkadische und eisernalterhafte Dinge sagen, die selbst mehr der Ton 
dieser Vierlander Idylle sein würden. Die Vierläuder**) sind größten— 
teils wohlhabende und gesittete Leute; desto eher wird man's mir 
glauben, daß ein Künstler, wie Peter, am Kamin saß; eine Bequemlich— 
keit, die er ganz nahe, auf den Gärten der Hamburger, gelernt haben 
konnte. Der Balladensänger mit der Handorgel, dem Krischan das Lied 
abkaufte, war ohne Zweifel ein Mecklenburger; denn ich erinnere mich, 
als Knabe ein ähnliches Volkslied gehört zu haben, das hier vielleicht 
aus guter Ursache zum Grunde gelegt ist.“ 
9 streicht. — N, Keerl un keen Ende sagt man einem, der un— 
endliche Kraft und Verwegenheit zeigt: neyog αν“ (Voß). — was 
für Zeug; nach Voß bezeichnet oä einen Mittellaut zwischen ö und ä. 
Theolr. XV, V, der Text hier nach Zieglers in Ausgabe; zu deutsch: „Wir 
reden Peloponnesisch; Doriern wird man doch wohl die dorische Sprache verstatten — 
*) Die Vierlande liegen bei Hamburg zwischen Elbe und Sille; die meist Gartenbau treibende 
Verunn geichnet sich noch hente durch besondere Tracht und eigentümliche Sitten und 
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