Das Mondlicht gleißt! Dort liegt das Feld der Lüge,
darauf des frommen Cudwig Heereszüge
ruhlos vor viel Jahrhunderten gekämpft.
Vom Thurwald drüben drängen Nebelmassen —
die Felder rings und alle Höh'n erblassen,
zu grauenhaftem Schein gedämpft.
Und die da sonst mit Giebeln und mit Türmen
fast keck bis an die Wolken möchte stürmen,
die helle Reichsstadt Kolmar liegt im Grau,
und geisternd steht der Nebel an den Mauern —
laublose Bäume in den Gärten schauern —
ein böser Zauber streift die Gau.
Nun reißt der Nachtsturm auf die Nebelfalten:
Da regen sich Gesichte und Gestalten,
die Fäuste zucken, und das Auge späht.
Verscholl'ne Krieger sind's aus toten Zeiten,
die lautlos auf den schwarzen Rossen reiten,
von Fahnenfetzen überweht.
Die Schwerter blitzen fahl im Licht der Sterne,
die Hengste bäumen; aus verlor'ner Ferne
klingt's wie ein wimmernder Trompetenton —
Wer ist der dort? Anklagend furchtbar schauen
die Augen unter schmerzverzog'nen Brauen —
er stieg zum Kampf vom Frankenthron.
Und seine Söhne stürmen an zum Streiten.
Auf fahlen, zügellosen Rennern reiten
Verrat und Lüge neben jenen her —
doch unverletzlich steht Cudwig, der Milde.
Deckt ihn ein Cherub mit dem hellen Schilde d
Der Feinde wucht'ger Hieb fällt leer —
Vielleicht geht Licht und Kraft von den Gestalten,
die neben ihm auf schlanken Rossen halten,
die königlichen, jüngsten Knaben zwei —
Sie blieben treu. Wie kühn und frei sie schauen!
Alberta von Puttlamer.
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