Full text: Vom goldnen Überfluß

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Das Wrack. 
Die Flut verrinnt! Auf ebbetrocknem Strande 
liegt dort das Wrack tiefeingewühlt im Sande; 
zerborsten klafft das Deck, der Kiel zerbrach. 
Ein Schooner einst! Wie alle Wimpel flogen, 
als er zuerst durchschoß die blauen Wogen! 
Der greise Kaufherr sah ihm lächelnd nach. 
Bayard, des Werftes Stolz, der kühnste Renner, 
am Bord neun Friesen, seegebräunte Männer, 
mit stillem Aug' und eisenfester Hand. 
Zum Ost und West ging manche gute Reise, 
zum fernen Süd, durch beide Wendekreise, 
den bunten Gürtel, der die Welt umspannt. 
Dann kam der Schicksalstag. Das lang geschlafen, 
losfuhr das Wetter nah' dem Heimathafen. 
Zerspellte Rumpf und Rah' mit wilder Wucht, 
zersprengte Brass' und Tau gleich Fadennetzen 
und warf Gebälk und Trumm, wertlose Fetzen, 
in dieses Eilands sturmgepeitschte Bucht. — 
Dort liegt das Wrack! Es sitzt auf seinen Planken 
ein alter Mann verloren in Gedanken, 
gebückt, den breiten Hut tief im Gesicht. 
Verstürmt auch er ? — Wer weiß, auf welchen Meeren? — 
Er schreibt. — Ein Cied wie dies? — Harm soll man ehren; 
geht sacht an ihm vorbei und stört ihn nicht. 
wvñ 
Der Bandschuh. 
An einem Nachmittage war's, 
recht in der Mitte des Januars. 
Zu Pömbsen über den alten Turm 
trieb graue Wolken der Wintersturm; 
Schneeschanzen warf er an Rainen und Hecken, 
sich vor dem Lenz dahinter zu decken. 
Friedrich Wilhelm Weber. 
Vom goldnen Überfluß.
	        
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