Full text: Vom goldnen Überfluß

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Im tiefen Kooge bis zum Deichesrand 
war sammetgrün die Wiese aufgegangen; 
der Frühling zog prophetisch über Land, 
die CLerchen jauchzten, und die Knospen sprangen. — 
Entfesselt ist die urgewalt'ge Kraft, 
die Erde quillt, die jungen Säfte tropfen, 
und alles treibt, und alles webt und schafft, 
des Lebens vollste Pulse hör' ich klopfen. 
Der Flut entsteigt der frische Meeresduft; 
vom Himmel strömt die goldne Sonnenfülle; 
der Frühlingswind geht klingend durch die Cuft 
und sprengt im Flug des Schlummers letzte Hülle. 
O wehe fort, bis jede Knospe bricht, 
daß endlich uns ein ganzer Sommer werde; 
entfalte dich, du gottgebornes Cicht, 
und wanke nicht, du feste Heimaterdel — 
Hier stand ich oft, wenn in Novembernacht 
aufgor das Meer zu gischtbestäubten Hügeln, 
wenn in den Lüften war der Sturm erwacht, 
die Deiche peitschend mit den Geierflügeln. 
Und jauchzend ließ ich an der festen Wehr 
den Wellenschlag die grimmen Zähne reiben; 
denn machtlos, zischend schoß zurück das Meer — 
das LCand ist unser, unser soll es bleiben! 
R 
Weihnachtsabend. 
1852. 
Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll, 
der Kinder denkend, die ich ließ zu Haus. 
Weihnachten war's; durch alle Gassen scholl 
der Kinderjubel und des Markts Gebraus. 
Theodor Storm. 
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