Full text: Sammlung deutscher Gedichte für Schule und Haus

214 Erzählende Gedichte. 
15 Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar, 
Die auch zurückgeblieben war; 
Die sahen nun mit gutem Bedacht, 
Was Arbeit unser Held gemacht. 
Von denen hat's der Kaiser vernommen, 
50 Der ließ den Schwaben vor sich kommen 
Er sprach: „Sag' an, mein Ritter wert! 
Wer hat dich solche Streich' gelehrt?“ 
Der Held bedacht' sich nicht zu lang': 
„Die Streiche sind bei uns im Schwang; 
55 Sie sind bekannt im ganzen Reiche, 
Man nennt sie halt nur Schwabenstreiche!“ 
Uhland. 
222. Barbarossa. 
1. Der alte Barbarossa, 5. Sein Bart ist nicht von Flachse, 
Der Kaiser Friederich, Er ist von Feuersglut, 
Im unterird'schen Schlosse Ist durch den Tisch gewachsen, 
Hält er verzaubert sich. Worauf sein Kinn ausruht. 
2. Er ist niemals gestorben, 6. Er nickt als wie im Traume, 
Er lebt darin noch jetzt; Sein Aug' halb offen zwinkt; 
Er hat im Schloß verborgen Und je nach langem Raume 
Zum Schlaf sich hingesetzt. Er einem Knaben winkt. 
3. Er hat hinabgenommen 7. Er spricht im Schlaf zum Knaben: 
Des Reiches Herrlichkeit „Geh hin vors Schloß, o Zwerg, 
Und wird einst wiederkommen Und sieh, ob noch die Raben 
Mit ihr zu seiner Zeit. Herfliegen um den Berg! 
4. Der Stuhl ist elfenbeinern, 8. „Und wenn die alten Raben 
Darauf der Kaiser sitzt; Noch fliegen immerdar, 
Der Tisch ist marmelsteinern, So muß ich auch noch schlafen 
Worauf sein Haupt er stützt. Verzaubert hundert Jahr!“ 
Rückert. 
223. Rönig Enzios Tod. 
1. „O König, schöner König 
Mit deinem goldnen Haar, 
Mit deinen blauen Augen, 
Gefangner stolzer Aar! 
Wie Renos Welle schallet 
Dein Lied so lustig und frei; 
Im Kerker und in Banden 
Bricht nicht dein Herz entzwei?“
	        
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