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Lieder.
9. Und 's isch so still und heimli dö,
men isch so rüejig und so frö!
Me hoert im Dorf kei Hüst und Hot;
e Guote Taäg und Dank der Got,
und 's git gotlob e schoene Tag,
isch alles, was me hoere mag.
10. Und 's Vögeli seit: „Frili jo!
Potz tausig, io, do isch er schö,
Er dringt io in sim Himmelsglast
dur Bluost und Laub in Hurst und Nast!“
Und 's Distelzwigli vorne drä
het 's Sunntig-Röckli au scho ä.
11. Si lüüte weger 's Zeiche schö,
der Pfarer, schint's, will zitli chd.
Gang, brech mer eis Aurikli äb,
verwüschet mer der Staub nit dräb;
und Chüngeli, leg di weidli .
de muosch dernd ne Meie haä! Bebel.
13. Morgenlied.
1. Wer schlägt so rasch an die Fenster mir
Mit schwanken grünen Zweigen?
Der junge Morgenwind ist hier
Und will sich lustig zeigen.
2. Heraus, heraus, du Menschensohn,
So ruft der kecke Geselle,
Es schwärmt von Frühlingswonnen schon
Vor deiner Kammerschwelle.
3. Hörst du die Käfer summen nicht?
Hörst du das Glas nicht klirren,
Wenn sie, betäubt von Duft und Licht,
Hart an die Scheiben schwirren?
4. Die Sonnenstrahlen stehlen sich
Behende durch Blätter und Ranken,
Und necken auf deinem Lager dich
Mit blendendem Schweben und Schwanken.
5. Die Nachtigall ist heiser fast,
So lang hat sie gesungen,
Und weil du sie gehört nicht hast,
Ist sie vom Baum gesprungen.
6. Da schlug ich mit dem leeren Zweig
An deine Fensterscheiben.
Heraus, heraus in des Frühlings Reich!
Er wird nicht lange mehr bleiben. Wilh. Müller.