Und als der öde Winter
die Welt in Schnee verbarg,
da wähnt' ich sie begraben
im Alabastersarg. —
Doch nein, da kommst du wirklich,
bringst deinen Gruß mir dar, —
nun will ich gerne fallen:
Die Mär vom Lenz ist wahr.“
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Kõönig Mai.
Frühlingsmärchen.
Von Julius Sturm.
Es wohnte hoch im kristallenen Schloß
ein König mit rauhem Dienertroß,
ein stolzer König mit weißem Bart
und grämlich nach aller Despoten Ert.
Er saß auf kaltem, funkelndem Thron
und machte die Freude zu Spott und hohn
und drückte mit seiner starken hand
in hunger und Kummer das arme Land.
Der alte König hielt aus Neid
gefangen im Schloß die schönste Maid;
ihm war die blühende Jugend verhaßt,
er freute sich, als die Maid erblaßt,
ließ zimmern einen schneeigen Sarg,
darin er die schöne Leiche barg.
Da träumte fern im Morgenland,
auf Blumen gelagert am Meeresstrand,
von Palmen umrauscht im schattigen Raum,
ein Jüngling einen seligen Traum.
Er sah die Maid im Kristallpalast,
und glühende Sehnsucht hat ihn erfaßt;
r eaane— — —— — —
Was der Jugend gefällt.
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