Ritt ihm an der Seite mit goldenem Haar, Ihn mög es verderben mit ähnlicher List!
Den Speer in der Hand, Das Gleiche sogleich
Die liebliche Tochter im Panzergewand. Versprich es und stelle dich eben so reich!
Sie hatte gewaͤhlt sich ein mũnnliches Theil, Den Deinen verkündige folgendes Wort
Sie schwenkle die Lanze, sie schoß mit dem Wer immer dem feindlichen Führer sofort
Pfeil, Den Schädel zerhaut,
Im Schlachtengetön Der nehine die schöne Maria zur Braut!
Wie Pallas, und doch wie Cythere so schön. Dieß kündet Abdallah mit frischerem Sinn,
Der Vater erhub sich, und blickend umher, Die Seinen ermuthiget hoher Gewinn;
Befeuerte mächtig die Seinigen er: Zobir dringt vor,
Nicht länger gespielt, Sein kreisender Säbel erlegt den Gregor.
Ihr Männet, und stets nach Abdallah gezielt! Schon birgt in die Stadt sich die christ⸗
Und wer mir das Haupt des Erschlagenen liche Schmach,
beut, Schon folgen die Sieger und stürzen sich nach,
Dem geb' ich die schöne Maria noch heut', Schon weht von den vier
Ein koͤstlicher Sold, Kastellen herab des Propheten Panier.
Mit ihr unermeßliche Schätze von Gold Lang trotzte Maria dem feindlichen Troß,
Da warfen die Christen verdoppelten Schaft, Bis endlich ein Haufe sie völlig umschloß;
Den Gläubigen Mekka's erlahmte die Kraft, Von vielen vereint
Abdallah begab Wird vor den Zobir sie geführt, und sie weint.
Ins Zelt sich und mied ein bereitetes Grab. Und einer beginnt im versammelten Kreis:
Doch stritt in dem Heere, von Eifer entfacht, Wir bringen den süßen, den lieblichen Preis,
Zobir, ein gewaltiger Blitz in der Schlacht; Den höchsten, um den
Fort jagt' er im Zorn, Mit uns du gekämpft und gesiegt, Sarazen!
Ihm riefte der klirrende, blutige Sporn. Doch jener versetzt in verächtlichem Scherz:
Er eiltzum Gebieter und spricht: Du ver⸗ Wer wagt zuverführen ein männliches Herz⸗
säumst, Wer legt mir ein Netz?
Abdallah, die Schlacht, wie ein Knabe? Du Ich kämpfe für Gott und das hohe Gesetz!
träumst Nicht werb'ich um christliche Frauen mit euch:
Im weichen Gezelt? Dich aber entlaß' ich, o Mädchen, entfleuch!
Und sollst dem Kalifen erobern die Welt? Was willst du von mir?
Was, uns zu entnerven, ersonnen der Christ, Beweine den Vater und haße Zobir!'
hßarmosan.
Von Platen.
Werke. Stuttg. und Tüb. 1847. 1, 131. — 1855. 1 138. — Deutscher Musenalmanach f. 1832. S. 57.
Schon war gesunken in den Staub der Sassaniden alter Thron,
Es plündert Mosleminenhand das schätzereiche Ktesiphon:
Schon langt am Orus Omar an nach manchem durchgekämpften Tag,
Wo Chosru's Enkel Jesdegerd auf Leichen eine Leiche lag.
Und als die Beute mustern gieng Medina's Fürst auf weitem Plan,
Ward ein Satrap vor ihn geführt, er hieß mit Namen Harmosan,
Der letzte, der im Hochgebirg dem kühnen Feind sich widersetzt;
Doch ach, die sonst so tapfre Hand trug eine schwere Kette jetzt!
Und Omar blickt ihn fiuster an und spricht: Erkennst du nun, wie sehr
Vergeblich ist vor unserm Gott der Götzendiener Gegenwehr?
Und Harmosan erwidert ihm: „In deinen Händen ist die Macht;
Wer änem Sieger widerspricht, der widerspricht mit Unbedacht.
Nur eine Bitte wag' ich noch, abwägend dein Geschick und meins
Drei Tage focht ich ohne Trunk, laß reichen einen Becher Weins!“
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