Full text: Spiegel neudeutscher Dichtung

620 Vil. 3tr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1648—1829. 
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den gefangenen Gefährten Schills nahm die französische Wnth 
eine bittere Rache; viele wurden hingerichtet, andere wie Ver¬ 
brecher auf die Galeeren geschleppt. Furcht und Todesangst soll¬ 
ten von jeder freien Regung in einer deutschen Brust zurück- 
schrccken; und damit auch das Wort verstummte, hatte Napoleon 
im Anfänge des Krieges einen unschuldigen deutschen Mann, den 
Buchhändler Palm von Erlangen, weil er eine Schrift von 
der Erniedrigung Deutschlands verbreitet hatte und den Verfasser 
nicht neunen wollte, erschießen lassem Diese That hat die Ge- 
rnüther in Deutschland fast mehr empört als alles andere, was 
früher und später Arges durch ihn geschah, und das Schreien 
des unschuldig vergossenen Blutes ist nicht ohne Vergeltung ge¬ 
blieben. 
Wichtiger als die obigen Vorfälle im nördlichen Deutschland war 
der Aufstand der treuen Tyroler unter Andreas Ho¬ 
fer, Straub und Speckbacher. Diese kernhaften Männer 
des Gebirges hatten die Franzosen nun schon zweimal mit gro¬ 
ßem Verluste aus ihrem Lande herausgeschlagen, durch dieselbe 
Kriegskunst starker und kühner Gebirgsvölker, wodurch einst die 
Schweizer das stolze Ritterbeer der Herren von Oestreich gede- 
müthigt hatten. Ganz Deutschland sah mit Erhebung zu jenen 
Bergen hinauf, sich freuend, daß die Freiheit noch Eine Heimath 
unter deutschredenden Männern gefunden habe, und hassend, der 
Sieg werde durch solche Standhaftigkeit doch endlich errungen 
werden. Noch von einer andern Seite eröffnete sich eine Hoff¬ 
nung. Die Engländer landeten mit einer starken Flotte an den 
Küsten der Niederlande und nahmen die Insel Walchern ein. 
Es schien als wenn Frankreich hier eine sehr schmerzliche Wunde 
empfangen würde. — Aber noch einmal sollten alle diese Hoff¬ 
nungen getauscht werden. 
Die Schlacht bei Wagram den 5. und 6. Juli, 
und Friede zu Wienden 14. Oktober. — Napoleon hatte 
sich nach der Schlacht von Aspern durch Baiern, Würtemberger, 
Sachsen, Italiener und Illyrier wieder so ansehnlich verstärkt, 
daß er von Neuem über die Donau gehen und den Erzherzog 
Karl mit Ucbermacht angreifen konnte. Er setzte in einer schwär» 
zen Gewitternacht, unter dem Krachen des Donners, über den 
Strom, und lieferte am 5. und 6. Juli die große enscheidende 
Schlacht bei Wagram. Von den Thürmen Wiens konnte man 
einen Theil des großen Schlachtfeldes, da wo der rechte östrei- 
chische Flügel focht übersehen; und mit unendlichem Jubel saben 
die Zuschauenden, wie dieser Flügel tapfer vordrang, alles über 
den Haufen warf, und viel Raum den Feinden abgewann. Er 
batte sogar mehrere Fabnen und Kanonen erobert. Dennoch 
wurde ibre herrliche Hoffnung betrogen, der linke Flügel des 
östreichischen Heeres war umgangen, die Hülfe von Ungarn her 
nicht zu rechter Zeit eingetroffcn, und so viel war auf jeder 
Seite verloren worden, daß der Feldherr sich zum Rückzüge ent-
	        
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