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Geschichte machen, nicht leicht, Geschichte zn schreiben. Das
Oberkommando, welches das am leichtesten tun könnte,
war doch auch von zehn Uhr abends bis vier Uhr nach¬
mittags, also achtzehn Stunden, auf den Beinen, ehe einer
die Feder wieder in die Hand nehmen konnte, und die
Eisenbahnzüge gehen denn auch nicht gerade ab, wie man
wünscht.
Nach beendeter Partie Whist um zehn Uhr folgte
ich mit Podbielski in meinem Wagen von hier über Gra-
venstein nach Schanze X, von wo man den Alsensund
wie einen breiten Fluß in der Morgendämmerung zu
unseren Füßen glänzen sah. Dunkel lag noch die blut¬
getränkte Höhe von Düppel zur Linken, gekrönt von der
Ruine der einst so stattlichen Mühle, rechts Sonderburg
mit seinem finstern Schloß am Meer, wo Christian der
Böse lange Jahre den Kampf gegen den schwedischen und
dänischen Adel zu betrauern hatte. Tie ganz flache Spitze
der Halbinsel Arnkiel war im Halbdunkel noch eben zu
erkennen, und am äußersten Horizont die Halbinsel Mels.
Der Meerbusen von Sandwig und die Augustenburger
Föhrde, in welcher wir die feindlichen Schiffe und spe¬
ziell die Anwesenheit Rolf Krakes wußten, waren unseren
Blicken entzogen. Tiefe Stille lag auf Alfen, von unserer
Seite hörte man aus der Ferne den eigentümlichen Ton
von Fuhrwerk mit eisernen Achsen. Es war die reitende
Artillerie, die sich noch nach Rackebüll bewegte, wo sie
in Reserve verbleiben sollte; sonst nichts.
Das Wetter war ungemein günstig, ausnahmsweise
windstill, ein trüber, verschleierter Himmel, daher so dunkel,
wie es um die Zeit der größten Tageslänge in dieser
Breite überhaupt nur werden kann, und eine milde Tem¬
peratur.
Die Reitpferde waren in der Büffelkoppel aufgestellt,
um später bei der Hand zu sein. Die Wagen blieben in
Düppel, um jedes Geräusch zu vermeiden, und wir gingen
zu Fuß in die zerstörte Schanze, welche das Aussehen